
Birkenstock kämpft gegen Fälscherwelle in Indien: Gerichtlich angeordnete Fabrikrazzien decken Millionenbetrug auf
Die deutsche Traditionsmarke Birkenstock sieht sich in Indien mit einem massiven Fälschungsproblem konfrontiert, das nun endlich juristische Konsequenzen nach sich zieht. Wie erst jetzt bekannt wurde, führten gerichtlich bestellte Vertreter in den vergangenen Wochen Inspektionen in mehreren indischen Kleinbetrieben durch, um gefälschte Birkenstock-Sandalen zu beschlagnahmen. Der Fall zeigt einmal mehr, wie schwer es westliche Qualitätsmarken haben, sich gegen die ausufernde Produktpiraterie in Asien zu wehren.
Vom Hippie-Schuh zum Luxusobjekt – und zur begehrten Fälschung
Was einst als orthopädischer Gesundheitsschuh begann und später zum Symbol der Gegenkultur wurde, ist heute ein begehrtes Modeobjekt. Spätestens seit Margot Robbie in der finalen Szene des Blockbusters "Barbie" ein Paar pinkfarbene Birkenstocks trug, explodierte die Nachfrage weltweit. In Indien kosten die Originale zwischen 46 und 233 US-Dollar – für viele Inder ein kleines Vermögen. Kein Wunder also, dass findige Geschäftemacher die Marktlücke mit billigen Kopien füllen wollen.
Im Mai dieses Jahres reichte Birkenstock beim Delhi High Court eine Klage gegen vier Schuhhändler, vier Fabriken und zwei namentlich nicht genannte Personen ein. Die internen Ermittlungen des Unternehmens hätten ergeben, dass die Fälschungen in ländlichen Gebieten rund um die Touristenhochburg Agra hergestellt würden – ausgerechnet in der Heimat des Taj Mahal, wo Millionen von Touristen ein- und ausgehen.
Richter spricht von "billigen Abklatsch-Produkten"
Der zuständige Richter Saurabh Banerjee zeigte sich nach Prüfung der vorgelegten Beweise schockiert über die Dreistigkeit der Fälscher. Die beschlagnahmten Produkte seien "billige Abklatsch-Versionen", so der Richter in seinem zunächst vertraulichen Urteil vom 26. Mai. "Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass die Öffentlichkeit getäuscht wird", warnte er eindringlich. Die Unterschiede zwischen Original und Fälschung seien "kaum, wenn überhaupt, mit bloßem Auge erkennbar".
"Die Unterschiede, falls überhaupt vorhanden, sind nichts, was mit bloßem Auge erkennbar wäre."
Diese Einschätzung des Gerichts dürfte Birkenstock bestätigen, wie professionell mittlerweile die Fälscherindustrie arbeitet. Zehn lokale Anwälte wurden als Kommissare eingesetzt, um die verdächtigen Fabriken zu durchsuchen und die gefälschten Produkte zu beschlagnahmen. Die Inspektionen fanden sowohl in Agra als auch in der Hauptstadt Neu-Delhi statt.
Ein Kampf David gegen Goliath?
Der Fall wirft ein bezeichnendes Licht auf die Herausforderungen, denen sich westliche Markenunternehmen in Schwellenländern gegenübersehen. Während in Deutschland strenge Qualitätskontrollen und Markenschutzgesetze gelten, herrscht in vielen asiatischen Ländern oft das Recht des Stärkeren – oder des Geschickteren. Die Fälscher operieren häufig aus dem Untergrund, verlagern ihre Produktionsstätten schnell und nutzen die oft überforderten Behörden aus.
Interessanterweise ist Birkenstock nicht das einzige Schuhunternehmen, das derzeit in Indien um seine Markenrechte kämpft. Crocs erhielt erst diesen Monat grünes Licht vom Gericht, einen neun Jahre alten Rechtsstreit fortzusetzen. Prada wiederum sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, traditionelle indische Schuhdesigns kopiert zu haben, ohne die kulturellen Ursprünge zu würdigen – eine pikante Umkehrung der üblichen Verhältnisse.
Die nächste Verhandlung steht bevor
Die vertraulichen Berichte der Fabrikinspektionen liegen dem Gericht bereits vor. Am 6. Oktober wird der Fall fortgesetzt. Bis dahin bleibt abzuwarten, welche konkreten Maßnahmen gegen die Fälscher ergriffen werden. Eines steht jedoch fest: Der Kampf gegen Produktpiraterie gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Kaum ist eine Fälscherwerkstatt geschlossen, öffnen zwei neue ihre Pforten.
Für deutsche Qualitätsmarken wie Birkenstock bleibt die bittere Erkenntnis, dass ihr Erfolg sie gleichzeitig zur Zielscheibe macht. Je begehrter das Original, desto lukrativer das Geschäft mit den Kopien. In einer globalisierten Welt, in der Markenprodukte zum Statussymbol geworden sind, floriert die Schattenwirtschaft der Fälscher – trotz aller juristischen Bemühungen.
Die Ironie der Geschichte: Während ein deutsches Gericht im Februar entschied, dass Birkenstock-Sandalen keine Kunst seien und daher nicht unter das Urheberrecht fallen, kämpft das Unternehmen in Indien verzweifelt darum, überhaupt als schützenswerte Marke anerkannt zu werden. Ein Lehrstück über die Tücken des internationalen Markenschutzes in Zeiten der Globalisierung.
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