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02.05.2024
06:22 Uhr

Deutschlands Wirtschaftsstandort in der Krise: Ausländische Investitionen nehmen weiter ab

Deutschlands Wirtschaftsstandort in der Krise: Ausländische Investitionen nehmen weiter ab

Die Bundesrepublik Deutschland, einst ein Magnet für internationale Investoren, sieht sich mit einer alarmierenden Entwicklung konfrontiert: Die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte ist im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gesunken. Dies markiert den niedrigsten Stand seit 2013 und den sechsten Rückgang in Folge. Mit nur 733 angekündigten Projekten im Jahr 2023, offenbart sich eine beunruhigende Tendenz, die Fragen nach der Attraktivität des deutschen Wirtschaftsstandorts aufwirft.

Im europäischen Vergleich hält Deutschland zwar noch den dritten Platz, doch der Abstand zu Frankreich, dem Spitzenreiter mit 1.194 Projekten, wächst stetig. Selbst das Nicht-EU-Land Großbritannien, das mit 985 Projekten aufwartet, zeigt trotz Brexit eine positive Entwicklung mit einem Anstieg von sechs Prozent.

Alarmierende Signale für den Standort Deutschland

Der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung, Henrik Ahlers, drückt seine Besorgnis über diese Entwicklung aus: "Das ist ein Alarmsignal. Deutschland wird abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich viel dynamischer." Seit dem Jahr 2017 ist die Zahl der Investitionsprojekte in Deutschland um erschreckende 35 Prozent gesunken, während Frankreich einen Zuwachs von 20 Prozent verzeichnen konnte.

Als Ursache für diese Entwicklung identifiziert Ahlers mehrere Faktoren, die Investoren abschrecken könnten: eine hohe Steuerbelastung, steigende Arbeitskosten, teure Energiepreise und eine ausgeprägte Bürokratie. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen sinkt und die Konjunktur in Deutschland schwächer wächst als in anderen Industriestaaten.

Europa im Wettbewerb mit globalen Mächten

Die EY-Expertin Julie Linn Teigland betont die Dringlichkeit der Lage: "Europa braucht dringend ausländische Investitionen, und diese Studie sollte ein Weckruf für den gesamten Kontinent sein." Sie weist darauf hin, dass ausländische Investitionen die Wirtschaft stärken, Arbeitsplätze schaffen und Innovationen sowie Exporte ankurbeln.

Die Herausforderung besteht darin, Europa im Angesicht der starken Konkurrenz aus den USA und China wettbewerbsfähig zu halten. Doch der Rückzug amerikanischer Investoren, die ihre Projekte in Europa und Deutschland um 15 beziehungsweise 22 Prozent reduzierten, verdeutlicht die Schwierigkeit dieser Aufgabe.

Notwendige Reformen und skeptische Aussichten

Henrik Ahlers sieht in der Verbesserung der Rahmenbedingungen eine Top-Priorität für die deutsche Politik und Wirtschaft. Ein Subventionswettlauf sei jedoch keine Lösung. Stattdessen bedarf es einer echten Steuerreform und einem Abbau von Regulierung. Allerdings gibt sich Ahlers skeptisch, was eine schnelle Umsetzung dieser Reformen angeht: "Die Probleme in Deutschland liegen tief und sind auch struktureller Art. Eine Trendwende wird daher nicht von heute auf morgen gelingen."

Die gegenwärtige Situation des Wirtschaftsstandorts Deutschland erfordert somit mehr als nur kurzfristige Lösungen. Es gilt, grundlegende Veränderungen vorzunehmen, um das Vertrauen internationaler Investoren zurückzugewinnen und die deutsche Wirtschaft wieder auf einen Wachstumskurs zu bringen. Die Zeit drängt, denn die weltweiten wirtschaftlichen Herausforderungen warten nicht.

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