
Digitale Revolution auf deutschen Straßen: Wildbergers Versprechen zwischen Hoffnung und Realität
Die große Koalition verspricht mal wieder das Blaue vom Himmel herunter. Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) kündigt vollmundig an, dass die elektronische Fahrzeugzulassung in Deutschland binnen anderthalb Jahren Realität werden soll. Ein ambitioniertes Ziel, das bei näherer Betrachtung mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
Technisch machbar, behördlich ein Marathon
"Technisch würden wir das schnell hinkriegen", tönt Wildberger selbstbewusst. Doch im gleichen Atemzug räumt er ein, dass die eigentliche Herausforderung in den verstaubten Amtsstuben liegt. Die behördlichen Strukturen anzupassen sei "sportlich" - ein Euphemismus, der jedem, der schon einmal mit deutschen Behörden zu tun hatte, ein müdes Lächeln entlocken dürfte.
Die Kraftfahrzeugämter müssten sich grundlegend verändern, auch das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg benötige umfassende Prozessanpassungen. Wer die Geschwindigkeit deutscher Verwaltungsreformen kennt, darf durchaus skeptisch sein, ob der angepeilte Zeitrahmen mehr ist als frommes Wunschdenken.
Der menschliche Faktor als Bremsklotz
Besonders aufschlussreich ist Wildbergers Eingeständnis, dass "Prozesse mit Menschen involviert" seien, "die sich umstellen müssen". Hier offenbart sich das eigentliche Dilemma der deutschen Digitalisierung: Während andere Länder längst voranschreiten, kämpft Deutschland noch immer mit der Trägheit seiner Verwaltungsapparate und dem Widerstand gegen Veränderungen.
Die digitale Brieftasche - noch ein Versprechen
Parallel zur elektronischen Fahrzeugzulassung soll auch die "Digital Wallet" kommen. Ausweis, Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherungskarte - alles digital in einer App. Das Ministerium fahre hier "mit Hochdruck", versichert Wildberger. Doch wer erinnert sich nicht an die zahllosen digitalen Großprojekte der Vergangenheit, die entweder kläglich scheiterten oder mit jahrelanger Verspätung und explodierenden Kosten endeten?
"Die Bürger wollten zurecht nicht nur Ankündigungen hören", sagt Wildberger. "Deshalb wollen wir sichtbare Projekte liefern."
Ein löblicher Vorsatz, der allerdings im krassen Gegensatz zur bisherigen Bilanz deutscher Digitalisierungsbemühungen steht. Während Estland bereits seit Jahren eine volldigitale Verwaltung betreibt, diskutiert Deutschland noch immer über Grundsätzliches.
Die wahren Herausforderungen
Was Wildberger verschweigt: Die eigentlichen Hürden liegen nicht nur in der technischen Umsetzung oder den behördlichen Strukturen. Es geht um grundlegende Fragen des Datenschutzes, der IT-Sicherheit und der digitalen Souveränität. Wer garantiert, dass die sensiblen Daten der Bürger nicht in falsche Hände geraten? Welche Abhängigkeiten entstehen von ausländischen Tech-Konzernen?
Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hatte versprochen, Deutschland zu modernisieren. Doch die ersten Monate zeigen: Die alten Probleme bleiben bestehen. Während die Regierung Milliardensummen für fragwürdige Klimaprojekte verpulvert, fehlt es an den Grundlagen für eine funktionierende digitale Infrastruktur.
Ein Blick in die Zukunft
Sollte die elektronische Fahrzeugzulassung tatsächlich in anderthalb Jahren funktionieren, wäre das zweifellos ein Fortschritt. Doch gemessen an der Geschwindigkeit, mit der andere Länder ihre Verwaltung digitalisieren, bleibt Deutschland weiterhin ein digitales Entwicklungsland. Die Bürger werden sich wohl noch lange gedulden müssen, bis sie die versprochenen "sichtbaren Projekte" tatsächlich nutzen können.
Immerhin: In einer Zeit, in der die Kriminalität auf deutschen Straßen zunimmt und die innere Sicherheit bröckelt, könnte eine effizientere Fahrzeugregistrierung zumindest einen kleinen Beitrag zur besseren Kontrolle leisten. Ob das allerdings die drängendsten Probleme unseres Landes löst, darf bezweifelt werden.
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