
Lieferando opfert 2.000 Arbeitsplätze auf dem Altar der Profitmaximierung
Die deutsche Arbeiterschaft erlebt wieder einmal, wie internationale Konzerne ihre Versprechen brechen und bewährte Strukturen zerschlagen. Der niederländische Lieferdienst-Gigant Just Eat Takeaway plant über seine deutsche Tochter Lieferando, bundesweit rund 2.000 Fahrerinnen und Fahrer auf die Straße zu setzen – das entspricht etwa 20 Prozent der gesamten Belegschaft. Besonders hart trifft es die Hansestadt Hamburg, wo ein Großteil der Entlassungen stattfinden soll.
Das Ende eines Vorzeigemodells
Was Deutschlandchef Lennard Neubauer als notwendige Anpassung an die "sich rasant ändernde Wettbewerbslandschaft" verkauft, ist in Wahrheit nichts anderes als ein Rückschritt in die Zeiten prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Lieferando hatte sich jahrelang damit gebrüstet, seine Fahrer fest anzustellen – ein Modell, das in der von Scheinselbstständigkeit geplagten Branche als vorbildlich galt. Nun wirft man diese Prinzipien über Bord und setzt auf das altbekannte Rezept der Auslagerung an Subunternehmen.
Die Begründung des Managements klingt wie aus dem Lehrbuch neoliberaler Wirtschaftsideologie: Kunden würden "zuverlässigen Service und kurze Bestellzeiten" erwarten. Als ob fest angestellte Mitarbeiter nicht in der Lage wären, Pizza und Burger pünktlich auszuliefern! Die wahre Motivation dürfte woanders liegen: Bei Subunternehmern lassen sich Arbeitskosten drücken und soziale Verantwortung elegant auslagern.
Gewerkschaften kämpfen gegen Windmühlen
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatte erst kürzlich zu einem 36-stündigen Warnstreik in Hamburg aufgerufen. Ihre Forderungen waren bescheiden: Ein Tarifvertrag und ein Mindestlohn von 15 Euro pro Stunde. Doch statt auf die berechtigten Anliegen der Arbeitnehmer einzugehen, antwortet Lieferando mit Massenentlassungen. Die NGG wirft dem Konzern vor, eine "Schattenflotte" aufzubauen – ein Vorwurf, der sich nun bewahrheitet.
"Die Wettbewerbslandschaft und der Markt ändern sich immer rasanter und tiefgreifender"
Diese Aussage Neubauers offenbart die ganze Perfidie: Während Manager von Anpassungsdruck sprechen, sind es die Fahrer, die den Preis zahlen. In Berlin seien bereits in den vergangenen Monaten rund 500 Arbeitsplätze abgebaut worden, berichtet die NGG. Das besonders Zynische: Gekündigte Mitarbeiter würden oft von denselben Subunternehmen kontaktiert, um ihnen Jobs zu deutlich schlechteren Konditionen anzubieten.
Ein europaweites Problem
Die Entwicklung bei Lieferando ist symptomatisch für eine Branche, die sich zunehmend der sozialen Verantwortung entzieht. Wettbewerber wie Uber Eats und Wolt setzen bereits massiv auf Subunternehmer und Scheinselbstständige. Die Situation ist so dramatisch, dass sogar die EU-Kommission eine Plattformrichtlinie erlassen hat, um die grassierende Scheinselbstständigkeit einzudämmen. Doch während in Brüssel Richtlinien verfasst werden, schaffen Konzerne wie Lieferando Fakten.
Neubauer verspricht zwar einen "strengen Auswahlprozess" bei den künftigen Subunternehmern und beteuert, dass dort ebenfalls feste Anstellungen und angemessene Bezahlung gewährleistet würden. Wer die Branche kennt, weiß jedoch, wie viel solche Versprechen wert sind. Die Realität bei vielen Lieferdienst-Subunternehmern sieht anders aus: Niedriglöhne, fehlende Sozialversicherung und ausbeuterische Arbeitsbedingungen sind eher die Regel als die Ausnahme.
Die wahren Kosten der "Flexibilisierung"
Was hier als betriebswirtschaftliche Notwendigkeit verkauft wird, ist in Wahrheit ein weiterer Schritt in Richtung einer Zweiklassengesellschaft auf dem Arbeitsmarkt. Während die Konzernzentrale in Amsterdam ihre Gewinne optimiert, verlieren in Deutschland tausende Menschen ihre sichere Anstellung. Die Kosten dieser "Flexibilisierung" trägt am Ende die Gesellschaft: durch höhere Sozialausgaben, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und den Verlust von Kaufkraft.
Es ist bezeichnend für die aktuelle politische Lage in Deutschland, dass solche Praktiken weitgehend ungehindert möglich sind. Während die ehemalige Ampel-Regierung sich in ideologischen Grabenkämpfen verlor, schreitet die Prekarisierung des Arbeitsmarktes ungebremst voran. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hat bisher keine überzeugenden Konzepte vorgelegt, wie sie dieser Entwicklung entgegenwirken will.
Die Entscheidung von Lieferando zeigt einmal mehr: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit braucht es klare politische Vorgaben und starke Gewerkschaften, um die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen. Andernfalls werden internationale Konzerne weiterhin ihre Profite auf dem Rücken der deutschen Arbeiterschaft maximieren – während die Politik tatenlos zusieht.
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