
Merz zeigt sich nach Trump-Schalte vorsichtig optimistisch – doch der Preis könnte hoch sein
Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine lebt wieder auf – zumindest wenn man den Worten von Bundeskanzler Friedrich Merz Glauben schenken darf. Nach einer gemeinsamen Videoschalte mit US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj gab sich der CDU-Politiker im Kanzleramt betont zuversichtlich. „Es gibt Hoffnung auf Bewegung, es gibt Hoffnung auf einen Frieden in der Ukraine", verkündete Merz. Doch was steckt wirklich hinter dieser diplomatischen Offensive?
Ein Gipfel mit Symbolkraft – aber ohne Ukraine
Das für Freitag angesetzte Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska wirft bereits jetzt seine Schatten voraus. Während Merz von „wichtigen Entscheidungen" spricht, die dort getroffen werden könnten, zeigt sich in der ukrainischen Bevölkerung blanke Verzweiflung. Der Grund: Ihr Präsident ist zu diesem schicksalsträchtigen Gipfel nicht eingeladen. Ein ukrainischer Soldat namens Dmytro bringt die Befürchtungen seiner Landsleute auf den Punkt: Man fürchte, dass Trump und Putin über ihre Köpfe hinweg ein Abkommen schließen könnten, das die Ukraine zu schmerzhaften Gebietsabtretungen zwinge.
Diese Sorge ist nicht unbegründet. Russland bekräftigte noch am Mittwoch seinen Anspruch auf vier ukrainische Regionen und forderte den vollständigen Abzug der ukrainischen Truppen aus diesen Gebieten. Eine Position, die Moskau seit Kriegsbeginn vertritt und die für Kiew inakzeptabel ist.
Europas verzweifelte Suche nach Einfluss
Die hastig einberufene Videoschalte offenbart die prekäre Lage Europas in diesem Konflikt. Während Trump und Putin die Fäden ziehen, versuchen die europäischen Staats- und Regierungschefs verzweifelt, noch irgendeinen Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen. Merz' Versicherung, man wolle „die Weichen in die richtige Richtung stellen", klingt dabei eher wie das Pfeifen im dunklen Wald.
Besonders pikant: Deutschland finanziert gemeinsam mit anderen NATO-Partnern ein Unterstützungspaket für die Ukraine im Wert von bis zu 500 Millionen US-Dollar – bestehend aus amerikanischen Waffen und Munition. Ein deutliches Zeichen dafür, wie abhängig Europa mittlerweile von den USA ist, wenn es um die eigene Sicherheit geht.
Die roten Linien werden aufgeweicht
Was Merz als Bedingungen für erfolgreiche Verhandlungen präsentierte, liest sich bei genauerer Betrachtung wie eine Liste von Zugeständnissen. Die Ukraine sei bereit, über Gebietsfragen zu verhandeln – ein Tabubruch, der noch vor Monaten undenkbar gewesen wäre. Die sogenannte Kontaktlinie solle dabei als Ausgangspunkt dienen, was de facto eine Anerkennung der russischen Gebietsgewinne bedeuten würde.
Selbst die geforderten „robusten Sicherheitsgarantien" für die Ukraine bleiben nebulös. Was genau darunter zu verstehen ist, bleibt offen. Eine NATO-Mitgliedschaft, die echte Sicherheit bieten würde, scheint weiter entfernt denn je – nicht zuletzt, weil Russland ein Veto-Recht dagegen beansprucht.
Warnung aus dem inneren Zirkel
John Bolton, Trumps ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater, warnt eindringlich vor den Konsequenzen des Alaska-Gipfels. Er bezeichnet das Treffen als „Propagandasieg" für Putin und befürchtet einen „neuen Tiefpunkt" statt eines Durchbruchs. Besonders alarmierend ist Boltons Warnung, Trump könnte den Fluss von Geheimdienstinformationen an Kiew kappen. „Schlimmstenfalls kann Trump dafür sorgen, dass die Ukraine das ganze Land verliert", so Bolton gegenüber der „Bild"-Zeitung.
Diese Einschätzung deckt sich mit der Stimmung vor Ort. Sowohl in der Ukraine als auch in Russland herrscht tiefe Skepsis. „Der Konflikt ist festgefahren, er wird jetzt definitiv nicht enden", meint der 28-jährige Moskauer Sergej. Eine Einschätzung, die durch die jüngsten militärischen Entwicklungen untermauert wird: Russland erzielte am Dienstag den größten Geländegewinn binnen 24 Stunden seit über einem Jahr – 110 Quadratkilometer fielen unter russische Kontrolle.
Die Drohkulisse wird aufgebaut
US-Finanzminister Scott Bessent versucht unterdessen, Druck aufzubauen. Er droht Russland mit verschärften Sanktionen oder Zöllen, sollte das Treffen nicht „gut verlaufen". Doch wie glaubwürdig sind solche Drohungen, wenn Trump gleichzeitig seinen Friedensnobelpreis im Blick hat, wie Bolton vermutet?
Die neue Große Koalition in Berlin steht vor einem Dilemma. Einerseits will man den transatlantischen Schulterschluss demonstrieren, andererseits wächst die Sorge, dass Europa zum Spielball der Großmächte wird. Merz' Forderung nach einer „gemeinsamen transatlantischen Strategie" klingt angesichts der Realitäten fast schon naiv.
Ein fragwürdiger Optimismus
Die von Merz zur Schau getragene Zuversicht wirkt vor diesem Hintergrund befremdlich. Während er von „Hoffnung auf Bewegung" spricht, rücken russische Truppen weiter vor, und die Positionen beider Seiten scheinen unvereinbarer denn je. Selenskyj selbst sieht „keinen Friedenswillen bei Moskau" und fordert, Russland müsse zu einem Frieden gezwungen werden.
Die Kritik von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, Deutschland falle durch die offensichtliche Parteinahme für Selenskyj als Vermittler aus, mag politisch motiviert sein, trifft aber einen wunden Punkt. Wie soll Europa eine vermittelnde Rolle spielen, wenn es sich so eindeutig positioniert?
Der Alaska-Gipfel könnte tatsächlich zu einer Wende im Ukraine-Konflikt führen – aber möglicherweise nicht in die Richtung, die sich Europa erhofft. Die Gefahr eines faulen Kompromisses auf Kosten der Ukraine ist real. Und während Merz von Hoffnung spricht, bereitet sich die Ukraine auf das Schlimmste vor. Die kommenden Tage werden zeigen, ob der vorsichtige Optimismus des Bundeskanzlers gerechtfertigt war – oder ob Europa einmal mehr zum Zuschauer degradiert wird, wenn die Großmächte über das Schicksal des Kontinents entscheiden.

DER DIGITALE EURO KOMMT!
Keine Kreditkarte erforderlich • Keine versteckten Kosten
Ihre Experten im Webinar:

Dominik Kettner

Peter Hahne

Prof. Dr. S. Bhakdi

Ernst Wolff

Philip Hopf

Joachim Steinhöfel

Patrick Baab
AMLA & Kontrolle
ab 1. Juli 2025
Konkrete Lösungen
zum Schutz
15.000€ Gold
zu gewinnen
- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik