
Papst Leo XIV. in der Türkei: Wenn religiöse Symbolik auf islamische Realität trifft
Ein halbes Jahr hat sich der neue Papst Leo XIV. Zeit gelassen. Nun wagt der 70-jährige Amerikaner seine erste Auslandsreise – und steuert ausgerechnet ein Land an, in dem Christen längst zur bedrohten Minderheit geworden sind. Die Türkei, einst Herzland des byzantinischen Christentums, empfängt den Pontifex mit einer Mischung aus diplomatischer Höflichkeit und kaum verhüllter Feindseligkeit.
Von Byzanz zu Erdoğans Reich
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 86 Millionen Türken bekennen sich heute gerade einmal 100.000 bis 160.000 Menschen zum christlichen Glauben – mickrige 0,2 Prozent der Bevölkerung. Vor 900 Jahren sah das noch ganz anders aus. Damals lebten auf dem Gebiet der heutigen Türkei fast ausschließlich Christen. Was ist passiert?
Die systematische Verdrängung des Christentums hat viele Gesichter. Da wäre zunächst die offizielle Diskriminierung: Die angeblich laizistische Republik verbietet christlichen Gemeinden die Ausbildung von Pfarrern und Religionslehrern. Der Bau neuer Kirchen wird behindert, bestehende Gotteshäuser verfallen oder werden zweckentfremdet. Religiös motivierte Gewalttaten gegen türkische und ausländische Christen gehören zum traurigen Alltag.
Das vergessene Massaker
Besonders bitter stößt auf, dass die Türkei bis heute den Genozid an den christlichen Armeniern leugnet. Eine Million Menschen wurden zwischen 1915 und 1918 durch Todesmärsche vernichtet – ein Verbrechen, das die EU, die USA und Russland längst als Völkermord anerkennen. In der Türkei bleibt es ein Tabu.
"Wir sind hier nicht in Byzanz!" – dieser Protestruf aus Bursa zeigt, wie tief die Ablehnung des christlichen Erbes in Teilen der türkischen Gesellschaft sitzt.
Erdoğans schleichende Islamisierung
Seit Recep Tayyip Erdoğan die politische Bühne betreten hat, erst als Ministerpräsident, dann als Staatspräsident, hat sich die Lage der religiösen Minderheiten weiter verschlechtert. Internationale Menschenrechtsorganisationen schlagen Alarm. Selbst in weltoffenen Metropolen wie Istanbul und Ankara ist die Islamisierung mit Händen zu greifen.
In diesem aufgeheizten Klima trifft Papst Leo XIV. am Donnerstag in Ankara ein. Der Besuch am Atatürk-Mausoleum und das Treffen mit Erdoğan im Präsidentenpalast sind obligatorische diplomatische Pflichtübungen. Der eigentliche Höhepunkt folgt am Freitag: In Iznik, dem antiken Nizäa, will der Papst gemeinsam mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. an das erste ökumenische Konzil vor 1700 Jahren erinnern.
Proteste gegen christliche Einheit
Genau dieses Vorhaben ruft türkische Nationalisten auf den Plan. Sie wittern eine Verschwörung: Der Papst wolle das gespaltene Christentum einen, um Istanbul – das einstige Konstantinopel – der Türkei zu entreißen. Eine absurde Vorstellung, die dennoch verfängt. Demonstranten kündigten an, den Papstbesuch notfalls mit Gewalt zu verhindern.
Die erste Auslandsreise des neuen Papstes gerät damit zum Lackmustest. Kann ein christliches Oberhaupt in einem Land willkommen sein, das seine christliche Vergangenheit so vehement verleugnet? Die Antwort scheint klar: In Erdoğans Türkei ist für das Christentum kein Platz mehr vorgesehen. Die wenigen verbliebenen Gläubigen kämpfen ums nackte Überleben ihrer Gemeinden.
Ein mutiger Schritt mit ungewissem Ausgang
Dass Leo XIV. trotz aller Widrigkeiten diese Reise antritt, verdient Respekt. Er setzt ein Zeichen für die verfolgten Christen im Nahen Osten. Gleichzeitig offenbart sein Besuch die ganze Tragik einer Region, die einst die Wiege des Christentums war und heute dessen Grabstätte zu werden droht.
Nach der Türkei will der Papst in den Libanon weiterreisen – ein Land, in dem Christen ebenfalls unter Druck stehen. Die Botschaft seiner Reise ist klar: Das Oberhaupt der katholischen Kirche lässt die bedrängten Glaubensgeschwister nicht im Stich. Ob diese Geste mehr bewirkt als symbolische Solidarität, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen nicht gut.
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