
Rentenkluft in Deutschland: Merz' Aktivrente könnte soziale Spaltung verschärfen
Die soziale Schere in Deutschland öffnet sich weiter – diesmal bei den Rentnern. Während ein Fünftel der Ruheständler mit maximal 1.400 Euro im Monat auskommen muss, verfügen die reichsten 20 Prozent über mehr als 2.870 Euro monatlich. Diese erschreckenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes offenbaren ein tiefgreifendes Problem unserer Gesellschaft: Die Mittelschicht löst sich auf, und die Politik der Großen Koalition könnte diese Entwicklung noch beschleunigen.
Altersarmut als tickende Zeitbombe
Mit durchschnittlich 1.990 Euro monatlich mögen die Renteneinkünfte auf den ersten Blick ausreichend erscheinen. Doch der Schein trügt. Die Realität zeigt ein anderes Bild: Immer mehr Rentner sind auf staatliche Unterstützung angewiesen, sei es durch Wohngeld oder Grundsicherung. Die Erosion der Mittelschicht im Alter sei ein "echtes Problem", warnt Michaela Engelmeier vom Sozialverband Deutschland – und sie hat recht.
Besonders bitter: Während die Einkommen der Gesamtbevölkerung zwischen 2021 und 2024 um elf Prozent stiegen, legten die Renteneinkünfte nur um neun Prozent zu. Die Rentner verlieren also kontinuierlich an Boden – trotz der jüngsten Rentenerhöhungen von 4,6 Prozent im Jahr 2024 und 3,8 Prozent in diesem Jahr.
Merz' Aktivrente: Arbeiten bis zum Umfallen?
Die Antwort der Merz-Regierung auf diese Misere? Die sogenannte "Aktivrente". Rentner sollen künftig bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen können. Was auf den ersten Blick wie eine Verbesserung aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als fragwürdiges Konzept. Statt die strukturellen Probleme des Rentensystems anzugehen, sollen die Alten einfach weiterarbeiten – als ob das die Lösung für Altersarmut wäre.
"Die nun aktuell von der Bundesregierung angestrebte Aktivrente wird diese Entwicklung nach unserer Einschätzung noch befeuern"
Diese deutliche Warnung von Michaela Engelmeier sollte die Politik aufhorchen lassen. Doch stattdessen verfolgt die Große Koalition unbeirrt ihren Kurs. Die Garantie des Rentenniveaus bei 48 Prozent mag zwar beruhigend klingen, doch was nützt ein garantiertes Niveau, wenn es nicht zum Leben reicht?
Die wahren Kosten der Rentenpolitik
Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung warnt eindringlich: Rentenkürzungen könnten "am Ende den Bundeshaushalt an anderer Stelle wieder belasten". Eine simple Wahrheit, die in Berlin offenbar niemand hören will. Wenn Rentner vermehrt auf Sozialleistungen angewiesen sind, zahlt der Staat doppelt – einmal durch niedrige Renten und einmal durch erhöhte Sozialausgaben.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 92 Prozent der Einkünfte im Ruhestand stammen aus Renten und Pensionen. Vermögen und Erwerbstätigkeit spielen kaum eine Rolle. Wer also glaubt, mit der Aktivrente die Probleme lösen zu können, verkennt die Realität. Die meisten Rentner arbeiten nicht aus Spaß, sondern aus purer Notwendigkeit.
Zeit für einen echten Kurswechsel
Was Deutschland braucht, ist keine Aktivrente, die Menschen bis ins hohe Alter zur Arbeit zwingt. Gefragt ist eine grundlegende Reform, die ein würdevolles Leben im Alter ermöglicht. Der Fokus müsse darauf liegen, "die Menschen darin zu unterstützen, dass sie ein langes, gesundes Arbeitsleben haben und am Ende von ihrer Rente gut leben können", fordert Engelmeier zu Recht.
Die wachsende Rentenkluft ist ein Symptom einer verfehlten Politik, die seit Jahren die Interessen der arbeitenden Bevölkerung vernachlässigt. Während Beamtenpensionen üppig ausfallen, müssen normale Arbeitnehmer mit Almosen auskommen. Diese Ungerechtigkeit wird durch Merz' Aktivrente nicht gelöst – im Gegenteil, sie wird zementiert.
Die Bundesregierung täte gut daran, endlich auf die Warnungen der Sozialverbände zu hören. Andernfalls droht Deutschland eine soziale Zeitbombe, deren Explosion niemand mehr aufhalten kann.

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