
Schweizer Wirtschaftspatriotismus gegen deutsche Industriegiganten: Stadler kämpft um Milliarden-Auftrag
Ein Milliarden-Poker erschüttert die schweizerisch-deutsche Wirtschaftsbeziehung: Der Schweizer Zugbauer Stadler Rail zieht vor Gericht, um einen prestigeträchtigen Großauftrag der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) doch noch an Land zu ziehen. Der deutsche Konkurrent Siemens Mobility hatte den Zuschlag für 116 Doppelstock-Züge erhalten – mit einem Preisunterschied von gerade einmal 0,6 Prozent. Ein Unterschied, der Fragen aufwirft und nun die Schweizer Justiz beschäftigen wird.
David gegen Goliath oder Heimatschutz durch die Hintertür?
Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident von Stadler, kann die Entscheidung der SBB „nach wie vor nicht nachvollziehen". Seine Argumentation klingt durchaus nachvollziehbar: Während Stadler seit 2012 bereits 153 bewährte Kiss-Doppelstockzüge im SBB-Netz betreibt, existiere das Siemens-Modell bislang nur auf dem Papier. Ein klassischer Fall von Theorie gegen Praxis – und die Schweizer setzen auf ihre bewährte Qualität.
Besonders brisant: Stadler hätte den kompletten Auftrag in Schweizer Werken gefertigt, wobei 80 Prozent der Wertschöpfung im Land verblieben wären. Mehr als 170 Zulieferbetriebe hätten profitiert – ein gewichtiges Argument in Zeiten, in denen deutsche Unternehmen reihenweise Standorte ins Ausland verlagern und Arbeitsplätze vernichten.
Die Gewerkschaften schlagen Alarm
Die Schweizer Gewerkschaft Unia unterstützt Stadlers Position vehement. Ihre Sorge um heimische Arbeitsplätze ist berechtigt – ein Blick nach Deutschland zeigt, wohin die Reise geht: MAN verlagert die Lkw-Produktion nach Polen, DS-Smith streicht fünf deutsche Standorte mit 500 Jobs. Die Deindustrialisierung Europas schreitet voran, während Politiker tatenlos zusehen oder sie sogar noch befeuern.
SBB verteidigt sich mit fragwürdigen Argumenten
Die SBB kontert mit dem Hinweis auf die Gesamtkosten über 25 Jahre, die angeblich „Hunderte Millionen Franken" Unterschied ausmachen würden. Doch wie belastbar sind solche Prognosen bei einem Zug, der noch gar nicht existiert? Die Bahn betont zudem, in den vergangenen 25 Jahren seien 72 Prozent des Auftragsvolumens an Stadler gegangen – als ob vergangene Aufträge ein Argument gegen faire Vergabeverfahren wären.
„Stadler will keinen Heimatschutz und hat ihn auch noch nie gefordert", betont das Unternehmen. Eine kluge Formulierung, die zeigt: Hier geht es nicht um Protektionismus, sondern um faire Bewertung von Angeboten.
Siemens verspricht Investitionen – aber reicht das?
Siemens Mobility reagiert mit der Ankündigung, 110 Millionen Franken bis 2029 in den Standort Wallisellen zu investieren. Ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem, was an Wertschöpfung ins Ausland abfließen könnte. Die deutsche Industrie mag groß und mächtig sein, aber sollte das automatisch bedeuten, dass sie überall den Zuschlag erhält?
Ein Präzedenzfall mit Signalwirkung
Das Bundesverwaltungsgericht steht nun vor einer wegweisenden Entscheidung. Es geht um mehr als nur einen Zugauftrag – es geht um die Frage, ob bewährte heimische Qualität gegen theoretische Versprechen internationaler Konzerne eine Chance hat. In Zeiten, in denen die deutsche Ampel-Regierung die eigene Industrie durch ideologische Klimapolitik und Überregulierung in die Knie zwingt, zeigt die Schweiz, dass Wirtschaftspatriotismus durchaus seine Berechtigung hat.
Die Entscheidung des Gerichts wird zeigen, ob die Schweiz ihre industrielle Basis verteidigt oder ob auch sie dem Sirenengesang vermeintlich günstigerer Angebote erliegt. Eines ist sicher: Während Deutschland seine Industrie demontiert, kämpfen die Schweizer noch um jeden Arbeitsplatz. Ein Unterschied, der sich langfristig auszahlen dürfte – nicht nur in Franken, sondern in wirtschaftlicher Stabilität und Unabhängigkeit.
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