
Teheran zieht die Notbremse: Botschafter aus Berlin, Paris und London abberufen
Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Iran und Europa erreichen einen neuen Tiefpunkt. Teheran hat am Samstag seine Botschafter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu Konsultationen zurückberufen. Der Grund: Die drei europäischen Staaten haben den UN-Mechanismus zur Wiedereinführung von Sanktionen gegen die Islamische Republik aktiviert.
Mitternacht als Stichtag für neue Restriktionen
Das iranische Außenministerium bezeichnete das Vorgehen der europäischen Troika als "unverantwortliche Aktion". Die Sanktionen, die um Mitternacht in Kraft treten sollen, würden weitreichende Beschränkungen für den iranischen Bankensektor, die Schifffahrt, Waffenkäufe und die nukleare Zusammenarbeit bedeuten. Damit würden Resolutionen des UN-Sicherheitsrats wieder aktiviert, die im Rahmen des Atomabkommens von 2015 (JCPOA) eigentlich aufgehoben worden waren.
Der iranische Präsident Masoud Pezeshkian erhob schwere Vorwürfe gegen Washington und seine Verbündeten. Diese würden unter dem Deckmantel des Atomstreits versuchen, die Islamische Republik zu stürzen. "Wenn es wirklich darum gegangen wäre, Bedenken über das Atomprogramm auszuräumen, könnten wir das problemlos tun", betonte er und versicherte, dass der Iran "niemals nach Atomwaffen streben" werde.
Fragwürdige Verhandlungsangebote aus dem Westen
Besonders brisant sind die Details, die Pezeshkian über die jüngsten Verhandlungen preisgab. Die USA hätten vom Iran verlangt, sein gesamtes Lager an angereichertem Uran zu übergeben - im Gegenzug für lediglich drei Monate Aufschub bei den Sanktionen. Frankreich habe ein noch schlechteres Angebot unterbreitet: nur einen Monat Gnadenfrist für dieselbe Gegenleistung.
"Warum sollten wir uns in eine solche Falle begeben und uns jeden Monat eine Schlinge um den Hals legen lassen?"
Mit dieser rhetorischen Frage brachte Pezeshkian die iranische Empörung auf den Punkt. Er bezeichnete die Vorschläge als "inakzeptabel" und warf Washington vor, die Europäer unter Druck zu setzen, um jeden Kompromiss zu blockieren.
Warnung vor gefährlichem Präzedenzfall
Der iranische Außenminister Abbas Araghchi wandte sich direkt an den UN-Sicherheitsrat und erklärte die Snapback-Maßnahme für "null und nichtig". Er warnte eindringlich vor einem gefährlichen Präzedenzfall: Wenn internationale Verpflichtungen "nach Belieben" gebrochen werden könnten, könne sich kein Land mehr auf globale Vereinbarungen verlassen.
"Wenn rechtswidrige Maßnahmen durch Macht statt durch Recht durchgesetzt werden, riskiert der Sicherheitsrat, seine Glaubwürdigkeit und Autorität zu verlieren", mahnte Araghchi. Diese Worte dürften in vielen Hauptstädten nachhallen, die sich fragen, ob das internationale Rechtssystem noch funktionsfähig ist.
Gescheiterter Vermittlungsversuch von Russland und China
Bemerkenswert ist, dass die Sanktionen trotz eines Resolutionsentwurfs von Russland und China in Kraft treten, der eine sechsmonatige Verzögerung ihrer Wiedereinführung vorsah. Das Scheitern dieses Vermittlungsversuchs zeigt, wie verhärtet die Fronten mittlerweile sind.
Die Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Polarisierung der Weltpolitik. Während der Westen auf Druck und Sanktionen setzt, formiert sich auf der anderen Seite eine Allianz aus Staaten, die diese Politik ablehnen. In dieser Gemengelage erscheint eine diplomatische Lösung des Atomstreits in weite Ferne gerückt.
Für deutsche Anleger bedeutet diese Eskalation weitere Unsicherheit an den Märkten. Geopolitische Spannungen dieser Art haben historisch betrachtet oft zu Verwerfungen an den Börsen und steigenden Rohstoffpreisen geführt. In solchen Zeiten bewähren sich physische Edelmetalle als krisensichere Beimischung im Portfolio - sie sind unabhängig von politischen Entscheidungen und bewahren ihren inneren Wert auch in turbulenten Zeiten.