
Trumps Zickzackkurs in der Ukraine-Frage: Europas Diplomatie vor dem Kollaps
Die diplomatischen Verhandlungen in Genf offenbaren ein erschütterndes Bild: Während Europa verzweifelt versucht, eine halbwegs erträgliche Lösung für die Ukraine zu finden, tanzt der amerikanische Präsident einen grotesken Eiertanz zwischen Unterstützung und Verrat. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 89 Prozent der Ukrainer haben jegliches Vertrauen in Donald Trump verloren – und das aus gutem Grund.
Das Vertrauen zerbröselt wie altes Brot
Was sich in den vergangenen Monaten abgespielt hat, gleicht einer diplomatischen Achterbahnfahrt der übelsten Sorte. Noch im November des Vorjahres äußerten „nur" 47 Prozent der Ukrainer offenes Misstrauen gegenüber Trump. Binnen sechs Monaten hat sich dieser Wert nahezu verdoppelt. Man fragt sich unwillkürlich: Wie soll Europa mit einem Partner verhandeln, der seine Position häufiger wechselt als seine berühmte rote Krawatte?
Die Genfer Gespräche dieser Woche gleichen einem diplomatischen Minenfeld. Ukrainische und europäische Verhandlungsführer müssen nicht nur mit Moskau ringen, sondern auch mit der Unberechenbarkeit Washingtons. Der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bringt es auf den Punkt: Es wäre für die Ukraine schlimmer, Trumps Forderungen zu akzeptieren, als sie abzulehnen.
Washingtons wankelmütige Signale
Die Chronologie der trumpschen Volten ist schwindelerregend. Noch vor einem Monat zeigte sich der Präsident an Bord der Air Force One verärgert über Putins nukleare Drohungen. Er prahlte mit amerikanischen Atom-U-Booten vor Russlands Küsten und bezeichnete Russland als „Papiertiger". Doch kaum hatte Europa Hoffnung geschöpft, vollzog Trump die nächste Kehrtwende.
„Russland kämpft seit über drei Jahren vergeblich in einem Konflikt, den eine echte Militärmacht in weniger als einer Woche gewonnen hätte"
Diese markigen Worte Trumps vom September wirken heute wie blanker Hohn. Denn mittlerweile ist er zu seiner alten Position zurückgekehrt: Die Ukraine habe keine geeigneten Mittel und müsse eine Vereinbarung schließen – sprich: kapitulieren.
Deutsche Diplomaten ratlos
In Berlin herrscht blankes Entsetzen. Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Staaten berichten von völliger Ratlosigkeit. Wer trifft in Washington tatsächlich die Entscheidungen? Ist es Trump selbst, sein Außenminister Marco Rubio oder vielleicht doch ganz andere Kräfte im Hintergrund?
Die Schwankungen der US-Politik wirken wie Gift auf die europäische Sicherheitsarchitektur. Für Deutschland, das jahrzehntelang auf die transatlantische Partnerschaft gesetzt hat, ist diese Unberechenbarkeit ein Albtraum. Eine stabile amerikanische Position wäre zentral für die europäische Verteidigungsstrategie – doch genau diese Stabilität fehlt vollkommen.
Die bittere Realität der Verhandlungen
Was sich derzeit in Genf abspielt, gleicht einem makabren Schauspiel. Außenminister Rubio spricht von „erheblichen Fortschritten", während gleichzeitig berichtet wird, er habe sich von der Friedensplanung distanziert. Der ukrainische Stabschef Andrij Jermak redet von einer „Aussicht auf dauerhaften und gerechten Frieden" – doch jeder weiß, dass diese optimistischen Töne vor allem dazu dienen, Trump nicht zu verprellen.
Die übertriebene Freundlichkeit ist zum wichtigsten diplomatischen Werkzeug verkommen. Europa und die Ukraine müssen den launischen Präsidenten bei Laune halten, während sie gleichzeitig versuchen, das Schlimmste zu verhindern: eine vollständige Kapitulation der Ukraine und großzügige Zugeständnisse an Russland.
Selenskyjs unmögliche Position
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befindet sich in einer nahezu aussichtslosen Lage. Einerseits ist er vollständig auf amerikanische Unterstützung angewiesen, andererseits kann er keine „extrem schmerzhafte Lösung" unterschreiben, ohne seine eigene politische – und möglicherweise physische – Existenz zu gefährden. Kuleba warnte eindringlich: Eine abgelehnte Vereinbarung bedeute enormes Risiko für jeden Verantwortlichen.
Europas Versagen und Deutschlands Dilemma
Die aktuelle Krise offenbart schonungslos Europas Abhängigkeit von den USA. Jahrzehntelang hat man sich auf den großen Bruder jenseits des Atlantiks verlassen, eigene Verteidigungskapazitäten vernachlässigt und sich in trügerischer Sicherheit gewiegt. Nun rächt sich diese Naivität bitter.
Besonders Deutschland steht vor einem Scherbenhaufen seiner Außenpolitik. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz mag zwar stabiler sein als die gescheiterte Ampel, doch auch sie kann die fundamentale Abhängigkeit von Washington nicht über Nacht beenden. Das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur mag beeindruckend klingen, doch es wird Generationen belasten und die Inflation weiter anheizen – während die eigentlichen Probleme ungelöst bleiben.
Die bittere Wahrheit ist: Europa hat es versäumt, rechtzeitig eine eigenständige Sicherheitsarchitektur aufzubauen. Stattdessen hat man sich in ideologischen Debatten verloren, während die geopolitischen Realitäten ignoriert wurden. Nun steht der Kontinent hilflos da, während Trump seine diplomatischen Kapriolen vollführt und Putin seine Chance wittert.
Die Genfer Verhandlungen mögen noch so viele „Fortschritte" verkünden – solange Washington keine verlässliche Linie findet, bleiben alle Vereinbarungen auf Sand gebaut. Europa muss endlich erwachen und eigene Stärke entwickeln, statt sich weiter auf einen unberechenbaren Partner zu verlassen. Die Alternative ist der schleichende Verlust jeglicher außenpolitischer Handlungsfähigkeit.
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