
Währungskrieg 2.0: Wie China den Dollar-Thron ins Wanken bringen will
Der Handelskrieg zwischen den USA und China tritt in eine neue, gefährlichere Phase ein. Während Präsident Trump mit seinen Zöllen die globalen Lieferketten umkrempelt, bereitet Peking bereits den nächsten Schachzug vor: einen Frontalangriff auf die Vormachtstellung des US-Dollars. Was sich hier anbahnt, könnte die Weltordnung, wie wir sie kennen, fundamental erschüttern.
Die neue Kampfzone: Digitale Währungen statt Containerschiffe
Pan Gongsheng, Chef der chinesischen Zentralbank, machte beim prestigeträchtigen Lujiazui-Forum in Shanghai unmissverständlich klar, wohin die Reise gehen soll: Die Internationalisierung des Yuan müsse vorangetrieben werden. Doch hinter dieser technokratischen Formulierung verbirgt sich nichts weniger als der Versuch, das amerikanische Finanzsystem zu untergraben.
William Lee, Chefökonom am renommierten Milken Institute, bringt es auf den Punkt: Die Angst vor Sanktionen treibe das Regime dazu, ein alternatives grenzüberschreitendes Zahlungssystem aufzubauen. Peking fürchte, dass Washington zuschlagen könnte, bevor Chinas digitale Währungen genügend Zugkraft entwickeln könnten.
"Finanzsanktionen und Gegenmaßnahmen werden wahrscheinlich zum Schlachtfeld der nächsten Phase des amerikanisch-chinesischen Wettbewerbs", warnte Lian Ping, einer der einflussreichsten Ökonomen Chinas, bereits im Mai.
BRICS: Die Anti-Dollar-Allianz formiert sich
Die wahre Bedrohung für die Dollar-Dominanz kommt jedoch von einer ganz anderen Seite: dem BRICS-Bündnis. Diese von China und Russland angeführte Allianz, zu der mittlerweile auch Brasilien, Indien, Südafrika, Saudi-Arabien und weitere Schwergewichte gehören, arbeitet systematisch daran, den Dollar zu entmachten.
Das Kalkül sei simpel, aber effektiv, erklärt Lee: Indem BRICS-Länder Rohstoffe nach China exportierten und im Gegenzug chinesische Elektrofahrzeuge kauften, entstehe ein alternatives Handelssystem, das komplett in Yuan abgewickelt werde. Die "BRICS-Philosophie der Dollar-Entthronung" sei eine reale und glaubwürdige Bedrohung für die USA.
Trump hat die Gefahr erkannt. Seine Drohung, jedem Land, das sich mit den "anti-amerikanischen Politiken von BRICS" verbünde, zusätzliche 10 Prozent Zoll aufzubrummen, zeigt, wie ernst die Lage ist. Bei einem Kabinettstreffen am 8. Juli wurde der Präsident noch deutlicher: "Wenn wir den Weltstandard-Dollar verlieren würden, wäre das wie eine Niederlage in einem Krieg, einem großen Weltkrieg. Wir wären nicht länger dasselbe Land."
Die Achillesferse Amerikas: 37 Billionen Dollar Schulden
Die wahre Verwundbarkeit der USA liegt jedoch woanders: in ihrer astronomischen Verschuldung von fast 37 Billionen Dollar. Die jährlichen Zinszahlungen haben mit 882 Milliarden Dollar bereits die Verteidigungsausgaben überholt. Jeder Zweifel an der Stabilität des Dollars könnte eine Lawine auslösen, die im Staatsbankrott endet.
China hält offiziell 756 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen, Hongkong weitere 253 Milliarden. Doch Experten vermuten, dass Peking über europäische Institutionen heimlich noch weit mehr US-Schulden kontrolliert. Ein Bericht von J.P. Morgan Chase enthüllte im April: "China hat seine US-Treasury-Bestände nicht reduziert; die Bestände sind nur besser versteckt."
Stablecoins: Washingtons geniale Gegenstrategie
Doch die USA schlagen zurück – und zwar mit einer Waffe, die so innovativ wie effektiv ist: Stablecoins. Diese an den Dollar gekoppelten digitalen Währungen könnten sich als Rettungsanker erweisen. Mike Sun, ein erfahrener China-Experte, nennt sie einen "genialen Schachzug".
Die Zahlen sprechen für sich: 98 Prozent aller Stablecoins sind an den US-Dollar gebunden, 80 Prozent werden außerhalb der USA ausgegeben. Das Transaktionsvolumen erreichte letztes Jahr 27,6 Billionen Dollar – 7,7 Prozent mehr als Visa und Mastercard zusammen. Die Emittenten dieser digitalen Währungen halten bereits über 120 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen und könnten bis 2028 mehr als eine Billion Dollar erreichen.
Finanzminister Scott Bessent brachte es auf X treffend auf den Punkt: "Stablecoins können die Dollar-Vorherrschaft verstärken." Durch diese digitalen Währungen erweitere der Dollar seine Dominanz von der physischen in die virtuelle Welt und finde neue Käufer für US-Schulden.
Der digitale Yuan kontert
China schläft jedoch nicht. Seit 2015 baut Peking mit CIPS (Cross-border Interbank Payment System) eine Alternative zum dollardominierten CHIPS auf. Die monatlichen Transaktionen über CIPS haben sich seit 2021 auf 700 Milliarden Yuan fast verdoppelt. 2022 führte China zudem den digitalen Yuan ein.
Hongkong verabschiedete vor zwei Monaten ein Stablecoin-Gesetz. Chinesische Giganten wie Ant Group und JD.com stehen bereits in den Startlöchern, um eigene Stablecoins zu emittieren, sobald die Regelung am 1. August in Kraft tritt.
Die neue Weltordnung nimmt Gestalt an
Professor Yeh Yao-Yuan von der University of St. Thomas in Houston sieht die Handelsgespräche als Auftakt zu einem neuen Kalten Krieg, der die Welt in zwei Lager spalten werde: eines unter Führung der USA, das andere unter China.
Die Zollverhandlungen selbst seien dabei fast schon Nebensache geworden. Trump habe mit seiner "Blind Box"-Methode – bei der Länder ihre Zollsätze erst beim Öffnen des Briefes erfahren – eine neue Realität geschaffen. Die durchschnittlichen US-Zölle stiegen von 3,4 Prozent auf mindestens 10 Prozent, mit Spitzensätzen bis zu 50 Prozent.
Was wir erleben, ist nichts weniger als der Kampf um die Neuordnung der Weltwirtschaft. Der Ausgang dieses Währungskrieges wird darüber entscheiden, ob die USA ihre Vormachtstellung behalten oder ob eine multipolare Weltordnung unter chinesischer Führung entsteht. Für Anleger bedeutet dies: Die Zeiten werden unruhiger, die Risiken größer. In solchen Zeiten haben sich physische Edelmetalle wie Gold und Silber historisch als sichere Häfen bewährt – eine Überlegung, die angesichts der tektonischen Verschiebungen im globalen Finanzsystem aktueller denn je erscheint.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.

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