
Digitale Steinzeit im Schwarzwald: Bad Wildbad versinkt seit Monaten im Funkloch-Chaos
Was passiert, wenn in einer modernen Stadt plötzlich die digitale Lebensader gekappt wird? Die Bewohner von Bad Wildbad erleben diese Horrorvorstellung seit zweieinhalb Monaten hautnah. Der idyllische Kurort im Schwarzwald ist zum unfreiwilligen Testlabor für ein Leben ohne Mobilfunk geworden – und das Ergebnis dieses Experiments fällt verheerend aus.
Die Geschichte klingt wie ein schlechter Scherz aus dem Behördendschungel: Ende Juni verschwanden die Funkmasten auf einem Schornstein eines Fernheizwerks. Der Grund? Der Schornstein sollte abgerissen werden. So weit, so nachvollziehbar. Doch was dann geschah, spottet jeder Beschreibung: Die Netzbetreiber Vodafone und O2-Telefónica hatten es schlichtweg versäumt, für Ersatz zu sorgen. Einfach so. Als hätte niemand daran gedacht, dass 10.000 Menschen vielleicht auch weiterhin telefonieren und ins Internet möchten.
Wenn der Fortschritt rückwärts läuft
Die Folgen dieser unfassbaren Planlosigkeit treffen die Bürger mit voller Wucht. Kontaktloses Bezahlen? Fehlanzeige. Navigation per Smartphone? Vergessen Sie's. Selbst das Ordnungsamt konnte zeitweise keine digitalen Strafzettel mehr ausstellen – ein Paradies für Falschparker, könnte man meinen. Doch Bürgermeister Marco Gauger (CDU) wechselte kurzerhand zur Telekom, damit wenigstens die wichtigsten Verwaltungsfunktionen wieder laufen.
Besonders grotesk wird es, wenn Kunden versuchen, ihre Verträge zu kündigen. "Der Techniker schaut dann am Computer nach und sagt, er kann dort keine Störungen feststellen", berichtet ein frustrierter O2-Kunde. Natürlich nicht – wenn der Funkmast fehlt, meldet auch kein System eine Störung. Die Logik der Konzerne in ihrer ganzen absurden Pracht.
Sicherheit? War gestern!
Was diese digitale Katastrophe besonders brisant macht: Es geht längst nicht mehr nur um Komfort. In den Thermalbädern des Kurorts funktionieren die Notfallknöpfe in den Saunen über Mobilfunk. Die Lösung? Mitarbeiter laufen jetzt mit Walkie-Talkies herum wie in den 1980er Jahren. Man fragt sich unwillkürlich: Was passiert im Ernstfall, wenn jede Sekunde zählt?
"Es ist eine Zumutung seitens der Netzbetreiber, den Menschen hier zu sagen: Das müsst ihr jetzt eben aushalten."
Diese deutlichen Worte des Bürgermeisters treffen den Nagel auf den Kopf. Während die Konzerne von "intensiver Arbeit" und "höchster Priorität" faseln, sitzen die Bürger buchstäblich auf dem Trockenen. Die Fernwärmegesellschaft hatte die Anbieter bereits vor drei Jahren über den geplanten Abriss informiert. Drei Jahre! Und trotzdem schafften es die hochbezahlten Manager nicht, rechtzeitig für Ersatz zu sorgen.
Die Ausreden-Parade der Konzerne
Jetzt, wo das Kind längst in den Brunnen gefallen ist, überschlagen sich die Netzbetreiber mit Erklärungen. Die steilen, bewaldeten Hänge würden die Standortsuche verkomplizieren, heißt es. Als hätte sich die Topografie des Schwarzwalds über Nacht verändert! Vodafone verspricht großzügig einen mobilen Mast bis Mitte September – eine dauerhafte Lösung könne aber mehrere Jahre dauern. Man reibt sich verwundert die Augen: In einer Zeit, in der private Raumfahrtunternehmen Raketen landen lassen, schaffen es milliardenschwere Telekommunikationskonzerne nicht, einen Funkmast aufzustellen?
Die Tourismusbranche schlägt derweil Alarm. Gäste können nicht online einchecken, verlaufen sich ohne digitale Navigation in den Wäldern. Der Ruf als moderner Kurort? Dahin. Während andere Städte über 5G diskutieren, kämpft Bad Wildbad um die digitale Grundversorgung.
Ein Lehrstück über privatwirtschaftliches Versagen
Dieser Skandal offenbart schonungslos die Schwächen unserer privatisierten Netzinfrastruktur. Wenn Gewinnmaximierung über Versorgungssicherheit steht, bleiben die Bürger auf der Strecke. Die Politik hat die Verantwortung für kritische Infrastruktur aus der Hand gegeben – und erntet nun die bitteren Früchte dieser Entscheidung.
Was bleibt, ist die bittere Erkenntnis: In einem Land, das sich gerne als Hightech-Nation präsentiert, kann eine ganze Stadt monatelang vom digitalen Leben abgeschnitten werden – und niemand fühlt sich wirklich verantwortlich. Die Bürger von Bad Wildbad sind zu Geiseln einer Konzernlogik geworden, in der Profite wichtiger sind als Menschen. Ein Armutszeugnis für den Standort Deutschland, das seinesgleichen sucht.
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