
Frankreichs gefährlicher Linksruck: Wenn Antisemitismus die politischen Lager wechselt
Es ist eine bittere Ironie der Geschichte: Ausgerechnet in Frankreich, dem Land der Aufklärung und der Menschenrechte, hat der Antisemitismus eine beunruhigende Metamorphose durchlaufen. Der renommierte Historiker Stéphane Courtois, einst selbst überzeugter Maoist, schlägt nun Alarm: Die Judenfeindlichkeit habe komplett die Seiten gewechselt – von rechts nach links. Was sich hinter dem Deckmantel des "Antizionismus" verbirgt, sei nichts anderes als der alte Hass in neuem Gewand.
Die unheilige Allianz des "Islamo-Gauchisme"
Courtois' neue Studie "Les gauches antisémites" liest sich wie eine schonungslose Abrechnung mit der eigenen politischen Vergangenheit. Der 76-jährige Historiker, der mit seinem "Schwarzbuch des Kommunismus" bereits für heftige Debatten gesorgt hatte, legt nun den Finger in eine weitere Wunde der französischen Gesellschaft. Seine These: Der moderne Antisemitismus in Frankreich werde maßgeblich von einer unheiligen Allianz zwischen Linkspopulisten und radikalem Islam befeuert – dem sogenannten "Islamo-Gauchisme".
Besonders brisant: Diese Entwicklung sei keineswegs ein Zufallsprodukt opportunistischer Wahlkampfstrategien. Vielmehr handle es sich um eine strukturelle Judenfeindlichkeit mit tiefen historischen Wurzeln. Bereits im 19. Jahrhundert hätten sozialistische Denker "den Juden" zum Sinnbild des verhassten Kapitalisten stilisiert. Selbst Karl Marx, ironischerweise selbst jüdischer Herkunft, habe diese antisemitischen Stereotype in seinem Aufsatz "Zur Judenfrage" bedient.
Mélenchon und die Stimmen aus den Banlieues
Als Paradebeispiel für diese besorgniserregende Entwicklung nennt Courtois den Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon. Der Chef der Partei La France Insoumise (LFI) habe es meisterhaft verstanden, seinen Antisemitismus hinter einer antiisraelischen Fassade zu verstecken. Nach seinem knappen Scheitern bei den Präsidentschaftswahlen buhle er nun gezielt um die Stimmen der dritten Generation maghrebinischer Einwanderer in den Vorstädten.
Die Abwesenheit von LFI-Vertretern bei der Vorführung der Filmdokumente über die Hamas-Terrorattacken vom 7. Oktober 2023 spreche Bände. Was oberflächlich wie Wahlklientelismus aussehe, sei in Wahrheit Ausdruck einer tief verwurzelten ideologischen Überzeugung.
Die verblüffende Umkehrung der Fronten
Besonders verstörend wirkt Courtois' Beobachtung einer kompletten Umkehrung der politischen Fronten. Während die traditionell als rechtsextrem geltende Partei Rassemblement National mittlerweile öffentlich den Schutz jüdischer Mitbürger propagiere, schweige die Linke zu antisemitischen Übergriffen oder relativiere diese. Das Ehepaar Klarsfeld, legendäre Nazijäger und selbst jüdischer Herkunft, empfehle sogar, eher RN als LFI zu wählen – ein Tabubruch, der die dramatische Verschiebung der politischen Koordinaten verdeutliche.
Courtois' persönliche Wandlung vom überzeugten Maoisten zum Warner vor linkem Antisemitismus verleiht seiner Analyse zusätzliche Glaubwürdigkeit. Als er Anfang der 70er Jahre in Paris den linken Buchladen "La Commune" betrieb und Poster palästinensischer Kämpferinnen mit Kalaschnikow verkaufte, seien die linken Kampfgruppen ironischerweise fast ausnahmslos von Juden geleitet worden, deren Eltern den Holocaust überlebt hätten. Das Attentat auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München habe dann zu einer ersten Spaltung geführt.
Ein Virus, der mutiert
"Der französische Antisemitismus hat mutiert, wie ein Virus mutiert", konstatiert Courtois mit bitterer Präzision. Die Linke verstecke sich hinter ihrer selbst zugeschriebenen moralischen Überlegenheit: "Aus Prinzip steht die Linke immer auf der richtigen Seite der Geschichte." Diese Selbstgerechtigkeit ermögliche es, die übelsten Diffamierungen gegen jüdische Politiker zu verbreiten, ohne dass dies als Antisemitismus gewertet werde.
Die Verschmelzung von Antizionismus und Antisemitismus im linken Lager folge dabei einem perfiden Muster. Unter dem Deckmantel der "Israelkritik" werde der alte Judenhass salonfähig gemacht. Die historische Kontinuität dieser Entwicklung reiche von Stalins antisemitisch motivierten Schauprozessen – wie der "Affäre der weißen Kittel" gegen jüdische Ärzte – bis zu den heutigen Allianzen mit islamistischen Gruppierungen.
Ein Weckruf für Europa
Courtois' Analyse sollte nicht nur in Frankreich als Weckruf verstanden werden. Die von ihm beschriebene Mutation des Antisemitismus zeigt sich in ähnlicher Form auch in anderen europäischen Ländern. Wenn ausgerechnet diejenigen, die sich als Kämpfer gegen Diskriminierung inszenieren, zum Träger antisemitischer Ressentiments werden, dann steht mehr auf dem Spiel als nur die Glaubwürdigkeit einer politischen Bewegung.
Es geht um die Grundfesten unserer demokratischen Gesellschaften, die auf der unbedingten Achtung der Menschenwürde – unabhängig von Religion oder Herkunft – basieren. Dass diese Werte nun ausgerechnet von links untergraben werden, während sich Teile des rechten Spektrums als Verteidiger jüdischen Lebens präsentieren, markiert eine tektonische Verschiebung in der politischen Landschaft Europas. Eine Verschiebung, die uns alle alarmieren sollte – unabhängig von unserer politischen Heimat.
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