
Hyundai lässt russisches Werk fallen – Rückkaufoption läuft aus
Der südkoreanische Automobilriese Hyundai steht vor einer wegweisenden Entscheidung, die das endgültige Ende seiner russischen Ambitionen besiegeln könnte. Wie aus gut informierten Kreisen verlautet, sei der Konzern derzeit nicht in der Lage, sein ehemaliges Produktionswerk in St. Petersburg zurückzukaufen. Die im Verkaufsvertrag vereinbarte Rückkaufoption läuft im Januar 2025 aus – und niemand scheint gewillt, sie zu ziehen.
Vom Marktführer zum Flüchtling
Es ist ein bemerkenswerter Absturz für einen Konzern, der gemeinsam mit seiner Schwestermarke Kia einst der größte ausländische Automobilhersteller in Russland war. Vor dem Ukraine-Krieg verkauften die beiden koreanischen Marken zusammen mehr als 400.000 Fahrzeuge jährlich und hielten damit einen Marktanteil von rund 23 Prozent – mehr als selbst der russische Platzhirsch Avtovaz vorweisen konnte. Die Hälfte dieser Fahrzeuge rollte aus dem eigenen Werk in St. Petersburg, das eine Kapazität von über 200.000 Einheiten pro Jahr besaß.
Doch dann kam der Februar 2022. Moskaus Einmarsch in die Ukraine löste eine Lawine westlicher Sanktionen aus, die Lieferketten zerrissen und Zahlungsströme zum Erliegen brachten. Bereits einen Monat nach Kriegsbeginn stand das Werk still. Was folgte, war der schmerzhafte Rückzug aus einem einst vielversprechenden Markt.
Verkauf für symbolische 97 Dollar
Im Jahr 2024 vollzog Hyundai schließlich den endgültigen Schnitt und verkaufte 100 Prozent seiner Anteile an der Fabrik an die russische AGR Automotive Group – für symbolische 140.000 Won, umgerechnet gerade einmal 97 US-Dollar. Der Konzern musste einen Verlust von 287 Milliarden Won verbuchen, ein bitterer Preis für den geordneten Rückzug.
Die im Vertrag verankerte zweijährige Rückkaufoption sollte theoretisch die Tür für eine Rückkehr offenhalten. Doch diese Hoffnung erweist sich nun als Illusion. "Es ist keine Situation, in der wir die Anteile zurückkaufen können", erklärte eine mit den internen Überlegungen vertraute Quelle gegenüber Reuters. Der Krieg müsse erst enden, bevor an eine Rückkehr zu denken sei.
Westliche Sanktionen als unüberwindbare Hürde
Obwohl US-Präsident Donald Trump die Beendigung des Ukraine-Konflikts zu einer Priorität seiner Regierung erklärt hat und sowohl Kiew als auch Moskau zu einem Friedensabkommen drängt, dauern die Kampfhandlungen an. Die amerikanischen und europäischen Sanktionen gegen Russland bleiben vollumfänglich in Kraft – und machen eine Rückkehr westlicher Unternehmen praktisch unmöglich.
Hyundai selbst hält sich bedeckt und erklärte lediglich, dass eine endgültige Entscheidung über die Rückkaufoption noch nicht gefallen sei. Ob das Verstreichen der Januar-Frist einen definitiven Verzicht bedeutet oder ob der Konzern möglicherweise eine Verlängerung aushandeln könnte, bleibt unklar.
Chinesische Hersteller füllen das Vakuum
Während westliche Konzerne ihre russischen Werke aufgeben, haben längst andere Akteure das Vakuum gefüllt. Das ehemalige Hyundai-Werk produziert mittlerweile Fahrzeuge unter der Marke Solaris – ironischerweise der Name eines einst beliebten Hyundai-Modells für den russischen Markt. Andere Fabriken montieren chinesische Fahrzeuge unter russischen Markennamen.
Der russische Automobilmarkt, einst als einer der vielversprechendsten in Europa gehandelt, zeigt nur schwache Erholungstendenzen. Dominiert wird er nun von chinesischen Herstellern, die 2024 fast eine Million Fahrzeuge in Russland absetzten – bei einem Gesamtmarkt von lediglich 1,57 Millionen Einheiten.
Hyundai nicht allein mit dem Dilemma
Der koreanische Konzern steht mit seinem Rückzug keineswegs allein. Japans Mazda war im Oktober der erste Hersteller, der seine Rückkaufrechte verfallen ließ. Renault, Ford, Nissan und Mercedes-Benz besitzen noch Optionen, die zwischen 2027 und 2029 auslaufen. Toyota und Volkswagen hingegen verkauften ihre Anlagen gleich ohne jegliche Rückkaufmöglichkeit – ein Zeichen dafür, dass manche Konzerne von Anfang an keine Illusionen über eine baldige Rückkehr hegten.
Die Entwicklung zeigt einmal mehr, wie geopolitische Verwerfungen jahrzehntelang aufgebaute Geschäftsbeziehungen innerhalb kürzester Zeit zunichtemachen können. Für Hyundai bedeutet das Auslaufen der Rückkaufoption wohl das endgültige Ende eines einst florierenden Russland-Geschäfts.

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