
Luftfahrt-Poker um den BER: Emirates drängt nach Berlin – doch der Westen blockiert
Es ist ein Trauerspiel, das seinesgleichen sucht: Die Hauptstadt der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt vegetiert am Rande des internationalen Luftverkehrsnetzes vor sich hin. Während Metropolen wie Paris, London oder Madrid als pulsierende Drehkreuze fungieren, gleicht der Flughafen Berlin-Brandenburg einem provinziellen Umsteigebahnhof. Wer von Berlin aus in die Welt will, muss fast immer den demütigenden Umweg über Frankfurt oder München nehmen.
Geheime Verhandlungen hinter verschlossenen Türen
Doch nun könnte Bewegung in die festgefahrene Situation kommen. Wie die Berliner Zeitung berichtet, laufen seit einem Jahr diskrete Gespräche zwischen dem Bundesverkehrsministerium und den Landesregierungen von Berlin und Brandenburg. Das Ziel: Der arabischen Fluggesellschaft Emirates Landerechte am BER zu verschaffen. Ein regelrechter „Flughafen-Krimi" spiele sich hinter den Kulissen ab, heißt es.
Die Ausgangslage ist verzwickt. Emirates darf nach geltendem Luftverkehrsabkommen lediglich vier deutsche Flughäfen anfliegen – Frankfurt, München, Düsseldorf und Hamburg. Dieses Kontingent ist seit Jahren ausgeschöpft. Die lukrativen Verbindungen aufzugeben, um stattdessen Berlin anzufliegen, kommt für die Airline aus Dubai offenbar nicht in Frage.
Lufthansa-Interessen dominieren die Bundespolitik
Der Luftfahrtexperte Andreas Spaeth bringt das Dilemma auf den Punkt: „Die Interessen der Lufthansa rangieren im Verkehrsministerium an erster Stelle." Eine Erweiterung der Emirates-Rechte würde dem deutschen Flaggschiff-Carrier schaden – und genau das will man in Berlin offenbar um jeden Preis verhindern. Dass ein paar „Ost-Landesfürsten" intervenieren, werde daran nichts ändern, so Spaeth mit bemerkenswerter Deutlichkeit.
„Wir sind immer noch an den Deutschen dran. Wir reden seit 1994 darüber und machen das auch weiter."
So beschreibt Emirates-Chef Sir Tim Clark die zähen Verhandlungen. Seit über drei Jahrzehnten also kämpft die Airline um mehr Zugang zum deutschen Markt – bislang vergeblich.
West gegen Ost: Der alte Konflikt lebt auf
Besonders pikant ist die Frontstellung zwischen den Bundesländern. Während Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke vehement für mehr Interkontinentalverbindungen kämpfen, leisten Hessen und Bayern erbitterten Widerstand. Die westdeutschen Wirtschaftsstandorte fürchten, Luftverkehr an die Hauptstadt zu verlieren.
Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey kritisiert, die Verbindungen nach Berlin würden denen eines Hauptstadtflughafens nicht gerecht. Eine berechtigte Klage, die jedoch an den Machtverhältnissen in der Bundespolitik abprallt. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder steht zwischen den Fronten – und wird sich wohl kaum gegen die wirtschaftsstarken Westländer stellen.
Berlin bleibt Low-Cost-Destination
Beobachter dämpfen ohnehin die Erwartungen. Nach Berlin würden kaum lukrative Business- und First-Class-Tickets gelöst, heißt es. Die Hauptstadt sei und bleibe eine Low-Cost-Destination. Derzeit existieren lediglich Direktverbindungen nach Toronto, New York, Jeddah, Doha, Dubai, Abu Dhabi und Peking – ein bescheidenes Angebot für eine Stadt mit diesem Anspruch.
Die Causa Emirates offenbart einmal mehr die strukturellen Defizite der deutschen Verkehrspolitik. Während andere Nationen ihre Hauptstädte als Aushängeschilder präsentieren, behandelt Deutschland Berlin wie ein ungeliebtes Stiefkind. Ob sich daran unter der neuen Bundesregierung etwas ändert, bleibt abzuwarten. Die Zeichen stehen jedenfalls nicht auf Aufbruch.

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