
Mercedes-Benz verramscht seine Autohäuser: Der schleichende Ausverkauf deutscher Traditionsunternehmen
Was sich in Neu-Ulm gerade abspielt, ist symptomatisch für den Zustand der deutschen Wirtschaft unter der Merz-Regierung: Mercedes-Benz, einst Stolz deutscher Ingenieurskunst, verscherbelt seine eigenen Niederlassungen. Der Stuttgarter Konzern habe mit dem Verkauf des Autohauses in Neu-Ulm den "Startschuss für die planmäßige Umsetzung" gegeben, heißt es in einer Mitteilung. Planmäßige Umsetzung – ein Euphemismus für den systematischen Abbau bewährter Strukturen.
200 Arbeitsplätze im Ungewissen
Die Sterne Gruppe GmbH übernehme den Standort mit rund 200 Beschäftigten. Was mit diesen Menschen langfristig geschehe, stehe in den Sternen – ein bitterer Wortwitz angesichts des Firmennamens. Der Konzern befinde sich bereits in "sehr konstruktiven Gesprächen" über weitere Standorte. Konstruktiv für wen? Sicherlich nicht für die 8.000 betroffenen Mitarbeiter in etwa 80 Betrieben deutschlandweit.
Die Begründung des Konzerns klingt wie aus dem Lehrbuch neoliberaler Wirtschaftspolitik: Man wolle den Vertrieb "zukunftsfähig" machen. Doch was bedeutet Zukunftsfähigkeit in Zeiten, in denen deutsche Traditionsunternehmen ihre Seele verkaufen? Offenbar nichts anderes als die Maximierung kurzfristiger Profite auf Kosten langfristiger Stabilität und Arbeitsplatzsicherheit.
Widerstand der Belegschaft wird gebrochen
Besonders perfide erscheint das Vorgehen des Konzerns im Umgang mit den Arbeitnehmervertretern. Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali hatte die Pläne zunächst als "Schlag ins Gesicht" bezeichnet und Widerstand angekündigt. Nach Protesten der Beschäftigten verkündete Mercedes dann eine "Einigung" – ein klassisches Beispiel dafür, wie berechtigter Arbeitnehmerwiderstand durch geschickte Verhandlungstaktik ausgehebelt wird.
"Mit der Unterzeichnung der Verträge für den Verkauf der Niederlassung in Neu-Ulm ist jetzt der Startschuss für die planmäßige Umsetzung erfolgt"
Diese Worte des Unternehmens klingen wie eine Kapitulationserklärung vor den Kräften des globalisierten Kapitalismus. Während die neue Große Koalition unter Friedrich Merz ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur plant und damit künftige Generationen in die Schuldenfalle treibt, verkaufen deutsche Konzerne ihre Tafelsilber.
Die wahren Profiteure bleiben im Dunkeln
Mercedes beteuert, nicht an "reine Finanzinvestoren" verkaufen zu wollen. Die potenziellen Käufer müssten Handelsexpertise, unternehmerische Kompetenz und wirtschaftliche Stärke mitbringen. Doch wer garantiert, dass hinter der Sterne Gruppe GmbH nicht doch internationale Investoren stehen, die nur auf den richtigen Moment warten, um die übernommenen Standorte weiterzuveräußern?
Die Neuaufstellung des Vertriebs sei notwendig, um zukunftsfähig zu bleiben, argumentiert der Konzern. Doch in Wahrheit geht es um etwas anderes: Die schleichende Entfremdung zwischen Hersteller und Kunde, zwischen Marke und Mitarbeiter. Was einst als integriertes Geschäftsmodell funktionierte, wird nun in Einzelteile zerlegt und meistbietend versteigert.
Ein Symptom des wirtschaftlichen Niedergangs
Der Verkauf der Mercedes-Niederlassungen ist nur die Spitze des Eisbergs. Er steht exemplarisch für eine Entwicklung, die sich durch die gesamte deutsche Wirtschaft zieht: Traditionsunternehmen geben ihre Kernkompetenzen auf, lagern aus, verkaufen ab. Die Politik schaut tatenlos zu oder fördert diese Entwicklung sogar noch durch ihre verfehlte Wirtschaftspolitik.
Während in anderen Ländern der Wert von integrierten Geschäftsmodellen erkannt wird, zerlegt Deutschland seine industrielle Basis. Die Folgen werden wir alle zu spüren bekommen – in Form von Arbeitsplatzverlusten, sinkender Servicequalität und dem Verlust von Know-how. Doch bis dahin haben die Verantwortlichen längst ihre Boni kassiert und sich aus der Verantwortung gestohlen.
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