
Merz' Antrittsbesuch bei Trump: Zwischen diplomatischem Drahtseilakt und transatlantischer Machtprobe
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz steht vor seiner bislang größten außenpolitischen Bewährungsprobe. Nur vier Wochen nach seinem Amtsantritt reist der CDU-Politiker nach Washington, um im legendären Oval Office dem unberechenbaren US-Präsidenten Donald Trump gegenüberzutreten. Was als traditioneller Antrittsbesuch gedacht war, könnte sich schnell zu einem diplomatischen Minenfeld entwickeln – das zeigen die jüngsten Demütigungen, die Trump anderen Staatschefs zuteilwerden ließ.
Trumps Überraschungscoup kurz vor dem Treffen
Noch bevor Merz überhaupt amerikanischen Boden betrat, demonstrierte Trump seine Unberechenbarkeit. Das Weiße Haus änderte kurzerhand den Zeitplan: Das Treffen im Oval Office wurde an den Anfang des Besuchs verlegt, noch vor das geplante Arbeitsmittagessen. Diese kurzfristige Planänderung sei typisch für Trumps Verhandlungstaktik, heißt es aus diplomatischen Kreisen. Der US-Präsident wolle von Anfang an die Kontrolle über das Geschehen behalten und seinen Gast aus dem Konzept bringen.
Die Erinnerungen an frühere Treffen im Oval Office dürften Merz wenig Mut machen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj musste Ende Februar eine 50-minütige öffentliche Demütigung über sich ergehen lassen, die bis heute nachwirkt. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa wurde vor zwei Wochen mit einem Video vorgeführt, als Trump seinen Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern untermauerte. Die Frage, die sich nun stellt: Wird es dem deutschen Kanzler besser ergehen?
Söders vielsagende Warnung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder brachte es in der RTL-Sendung "Frühstart" auf den Punkt: "Ich bin ganz froh, dass ich das nicht machen muss." Diese bemerkenswert offenen Worte zeigen, wie angespannt die Lage ist. Söder habe Merz geraten, "das Unerwartete zu erwarten" und "offen für alles" zu sein. Man müsse hoffen, dass es "hoffentlich gut ausgeht" – eine Formulierung, die eher nach Schadensbegrenzung als nach konstruktiver Diplomatie klingt.
Besonders brisant: Söder betonte, dass es bei Trump "extrem wichtig" sei, überhaupt eine persönliche Gesprächsebene zu finden. Die transatlantischen Beziehungen scheinen auf die Launen eines einzelnen Mannes reduziert zu werden. Dass der bayerische Ministerpräsident die USA zwar als wichtigsten Verbündeten bezeichnet, gleichzeitig aber "große Sorgen" über die dortige Entwicklung äußert, spricht Bände über den Zustand der deutsch-amerikanischen Freundschaft.
Die heikle Agenda: Ukraine, Zölle und deutsche Innenpolitik
Merz' Hauptanliegen ist die Ukraine-Politik. Er wolle Trump davon überzeugen, den Druck auf Wladimir Putin durch neue Sanktionen zu erhöhen. Doch Trump hält sich bislang alle Optionen offen und musste nach einem erneuten Telefonat mit Putin eingestehen, dass er keine Chance auf einen sofortigen Frieden sehe. So viel zu seinen großspurigen Ankündigungen, den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden zu können.
Noch explosiver könnte das Thema deutsche Innenpolitik werden. Trumps Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Mark Rubio haben Deutschland bereits die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung der AfD vorgeworfen. Sollte dieses Thema zur Sprache kommen, dürfte es zum Eklat kommen. Merz hat die amerikanische Kritik bereits als "übergriffig" bezeichnet – eine diplomatisch zurückhaltende Formulierung für das, was viele Deutsche als unverschämte Einmischung in innere Angelegenheiten empfinden.
Die Vorbereitung: Ratschläge von Trumps Opfern
Bezeichnenderweise holte sich Merz Rat bei jenen Staatschefs, die bereits Trumps Launen zu spüren bekommen hatten: Selenskyj, Ramaphosa, aber auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Der wichtigste Tipp: Es komme auf die ersten 30 Sekunden an. Man müsse Trump reden lassen, dürfe sich aber nicht kleiner machen als man sei. "Wir sind da keine Bittsteller", betonte Merz – eine Aussage, die nach der jahrelangen Abhängigkeit von amerikanischem Schutz fast trotzig klingt.
Immerhin: Merz verzichtet auf einen Dolmetscher und will Trump auf Augenhöhe begegnen. Er kennt die USA gut, hat sogar für das amerikanische Unternehmen BlackRock gearbeitet. Doch ob diese Erfahrungen ausreichen, um mit einem Präsidenten umzugehen, der Verbündete wie Gegner behandelt?
Ein Geschenk mit Symbolkraft
Als Gastgeschenk bringt Merz ein Buch über deutsche Auswanderer mit: "News from the Land of Freedom". Die Symbolik ist eindeutig – Deutschland erinnert an die gemeinsame Geschichte und die Beiträge deutscher Einwanderer zum amerikanischen Erfolg. Doch ob Trump, der kaum als begeisterter Leser bekannt ist, diese Geste zu schätzen weiß?
Der 17-stündige Besuch wird den Ton für die kommenden Jahre setzen. Es geht nicht um konkrete Vereinbarungen, sondern um die simple Frage: Finden die beiden einen Draht zueinander? Die Tatsache, dass Trump sich bislang kaum zu Merz geäußert hat, kann als gutes oder schlechtes Zeichen gedeutet werden. Immerhin: Nicht vorzukommen ist besser, als ins Visier des Präsidenten zu geraten, wie Angela Merkel schmerzlich erfahren musste.
Die deutsch-amerikanischen Beziehungen stehen an einem Scheideweg. Während die Bundesregierung weiter auf die transatlantische Partnerschaft setzt, zeigt sich immer deutlicher, dass diese Partnerschaft zunehmend einseitig wird. Deutschland muss sich fragen, wie lange es sich noch eine Politik leisten kann, die die eigenen Interessen den Launen eines unberechenbaren Partners unterordnet. Vielleicht wäre es an der Zeit, über alternative Sicherheitskonzepte nachzudenken – auch wenn das bedeuten würde, liebgewonnene Gewissheiten über Bord zu werfen.
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