
Nahost-Pulverfass: Waffenruhe in Gaza wackelt gefährlich
Die von Trump vermittelte Waffenruhe im Gaza-Streifen steht auf tönernen Füßen. Während der ehemalige und künftige US-Präsident noch beschwichtigend von einer intakten Feuerpause spricht, zeichnen die Zahlen vor Ort ein dramatisch anderes Bild: Fast 100 Palästinenser seien seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober getötet worden, etwa 230 weitere verletzt – so berichten es lokale Quellen.
Eskalation am Wochenende
Am Sonntag eskalierte die Situation erneut. Israel startete Dutzende neuer Luftangriffe als Reaktion auf angebliche Hamas-Verstöße gegen die Vereinbarung. Die israelische Armee behauptete, Terroristen hätten in Rafah eine Panzerabwehrrakete abgefeuert und das Feuer auf israelische Truppen eröffnet, wobei zwei Soldaten getötet worden seien. Die Hamas wies diese Darstellung umgehend zurück und erklärte, von solchen Kämpfen nichts zu wissen.
Die Bilanz des Sonntags: Mindestens 44 Tote durch israelische Luftschläge, wie Gaza-Quellen berichten. Die palästinensische Seite wirft Israel Verstöße vor und warnt eindringlich, diese Angriffe könnten "die Situation zum totalen Kollaps treiben".
Trump spielt herunter – aber schickt seine Leute
Präsident Trump versuchte die Wochenend-Eskalation kleinzureden. Die Waffenruhe bestehe weiterhin, erklärte er Reportern, die Hamas sei lediglich "aufsässig" gewesen und habe "etwas herumgeschossen". Möglicherweise seien es "einige Rebellen innerhalb" der bewaffneten Gruppe gewesen. "So oder so wird es angemessen gehandhabt werden. Hart, aber angemessen", fügte er hinzu.
Dass die Lage ernster ist als Trumps Rhetorik vermuten lässt, zeigt die eilige Entsendung hochrangiger Vermittler: Sondergesandter Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner sind nach Israel zurückgekehrt. Auch Vizepräsident J.D. Vance soll am Dienstag eintreffen – der Ben-Gurion-Flughafen bereitet sich bereits auf seinen Besuch vor.
Kushners fragwürdige Vision
Kushner äußerte sich am Wochenende bei CBS zur Zukunft der Region: "Die wichtigste Botschaft, die wir der israelischen Führung zu vermitteln versucht haben, ist: Jetzt, da der Krieg vorbei ist, wenn Sie Israel in den größeren Nahen Osten integrieren wollen, müssen Sie einen Weg finden, dem palästinensischen Volk zu helfen, zu gedeihen und es besser zu machen."
Diese Worte klingen wie blanker Hohn angesichts der Realität vor Ort. Während Kushner von "Gedeihen" spricht, türmen sich in Gazas Straßen buchstäblich die Müllberge. Die öffentlichen Dienste wurden während des Krieges eingestellt, der Abfall stapelt sich meterhoch. Kommunalbeamte warnen vor schweren Gesundheitsrisiken durch die unhygienischen Zustände.
Fragile Hoffnung auf Hilfslieferungen
Israel hatte zwischenzeitlich die Hilfslieferungen in den Gaza-Streifen gestoppt – ein weiterer Verstoß gegen die Waffenruhe-Vereinbarungen. Am Montagmorgen wurde zumindest ein Grenzübergang wieder geöffnet. Die israelische Armee verkündete, man habe "die erneute Durchsetzung der Waffenruhe begonnen", fügte aber hinzu, man werde "entschieden auf jede Verletzung reagieren".
Die Situation bleibt hochexplosiv. Während Trump und seine Gesandten versuchen, die brüchige Ruhe zu kitten, zeigt die Realität: Diese Waffenruhe ist kaum mehr als ein Feigenblatt. Die strukturellen Probleme – Besatzung, Blockade, humanitäre Katastrophe – bleiben ungelöst. Kushners Vision vom "gedeihenden" palästinensischen Volk wirkt angesichts der Müllberge und Zerstörung wie eine Verhöhnung der Opfer.
Es bleibt abzuwarten, ob Trumps "harte, aber angemessene" Herangehensweise mehr ist als leere Rhetorik. Die Geschichte lehrt uns: Ohne echte politische Lösungen wird auch diese Waffenruhe nur eine weitere Episode im endlosen Kreislauf der Gewalt sein.
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