
Netanjahus Weltbild: Wie Israels Premier die arabische Welt als ewigen Feind stilisiert
Die erste deutschsprachige Biografie über Benjamin Netanjahu enthüllt erschreckende Details über die ideologische Prägung des israelischen Ministerpräsidenten. Der Historiker Joseph Croitoru zeichnet in seinem Werk "Das System Netanjahu" das Bild eines Mannes, der bereits als junger Student Araber grundsätzlich als Feinde betrachtete und diese Weltanschauung bis heute konsequent verfolgt.
Die Wurzeln des Hasses: Revisionistischer Zionismus als Familienerbe
Netanjahus politische DNA wurde maßgeblich durch seinen Vater Benzion geprägt, einen glühenden Anhänger des revisionistischen Zionismus. Diese ultranationalistische Strömung der zionistischen Bewegung forderte einen jüdischen Staat zu beiden Ufern des Jordan und lehnte jegliche territoriale Kompromisse mit den Arabern kategorisch ab. Während die offizielle israelische Geschichtsschreibung gerne verschweigt, dass auch Teile der zionistischen Arbeiterbewegung den UN-Teilungsplan von 1947 ablehnten, wird diese Tatsache bei den Revisionisten offen zur Schau getragen.
Besonders brisant erscheint Croitorus These, dass die antiarabische Haltung vieler Zionisten ihre Wurzeln im aufgeklärten Europa hatte. Die vermeintlich fortschrittliche Aufklärungszeit war durchzogen von einer tief verwurzelten Feindseligkeit gegenüber Arabern, Türken und dem Islam – ein Erbe, das die Auswanderer nach Palästina mitnahmen und das bis heute nachwirkt.
Der ewige Krieger: Stärke als einzige Sprache
Netanjahus Grundüberzeugung lautet: Frieden erreiche man nur aus der Position der Stärke. Diese Doktrin, die bereits vor dem Holocaust in revisionistischen Kreisen verbreitet war, wurde durch die Shoah noch verstärkt. Doch während Israel heute militärisch die stärkste Macht im Nahen Osten darstellt, hält Netanjahu bewusst am Narrativ der existenziellen Bedrohung fest.
"Israel ist immer wieder bedroht, aber längst nicht mehr in seiner Existenz", konstatiert Croitoru und entlarvt damit eine der zentralen Propagandathesen der israelischen Rechten.
Die Realität sieht anders aus: Israelische Landkarten haben längst die grüne Waffenstillstandslinie von 1967 getilgt, besetzte Gebiete werden nicht als solche markiert. Gleichzeitig dient die angebliche Existenzbedrohung als Rechtfertigung für völkerrechtswidrige Handlungen und die kontinuierliche Expansion der Siedlungen.
Der 7. Oktober als politischer Rettungsanker
Das größte Versagen in Netanjahus Karriere – die mangelnde Vorbereitung auf den Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 – verwandelte er geschickt in einen politischen Triumph. Trotz eindeutiger Warnungen der Geheimdienste konnte der selbsternannte Sicherheitsgarant den brutalen Überfall nicht verhindern. Doch statt zurückzutreten, instrumentalisierte er das Bedürfnis der israelischen Gesellschaft nach Vergeltung für seine Zwecke.
Der darauffolgende Vernichtungskrieg gegen Gaza, der erst durch massiven Druck von US-Präsident Trump beendet wurde, diente nicht nur der Rache, sondern auch Netanjahus persönlichem Machterhalt. Während Korruptionsverfahren gegen ihn laufen, nutzt er den Krieg als Schutzschild und treibt gleichzeitig seine umstrittene Justizreform voran – ein Schritt in Richtung Autoritarismus, der das Oberste Gericht als Kontrollinstanz schwächen soll.
Die deutsche Mitverantwortung: Wegschauen als Politik
Besonders pikant sind Croitorus Enthüllungen über die israelische Einflussnahme auf deutsche Medien. Bereits 1989 erhielt Netanjahu auf einer Konferenz in Genf detaillierte Tipps zum Umgang mit deutschen Redaktionen. Der Rat, Deutsche nicht zu sehr mit dem Holocaust zu konfrontieren, wurde befolgt – stattdessen setzte man auf den Antisemitismusvorwurf als "Allzweckwaffe".
Die deutsche Politik trägt durch ihre Passivität eine Mitverantwortung für die Verhinderung einer Zwei-Staaten-Lösung. Während deutsche Politiker diese unverdrossen fordern, hat ihre tatenlose Duldung des Siedlungsbaus genau diese Lösung unmöglich gemacht. Israel wurde für seine Völkerrechtsverletzungen kaum sanktioniert und macht, was es will – ein Armutszeugnis für die vielgepriesene "Staatsräson".
Die Zukunft: Mehr vom Gleichen?
Trotz seines Versagens führt Netanjahus Likud-Partei in Umfragen mit 27 von 120 Mandaten. Als potentieller Nachfolger gilt der nationalreligiöse Politiker Naftali Bennett, der dem Siedlerlager nahesteht – kaum eine Verbesserung der Perspektiven für die Palästinenser. Während Trump immerhin einen fragilen Waffenstillstand in Gaza durchgesetzt hat, tobt in der Westbank weiterhin ein anderer Krieg: Siedler vertreiben täglich Palästinenser von ihrem Land, mit Duldung des Staates.
Netanjahus System basiert auf der ewigen Feindschaft zu den Arabern, auf militärischer Stärke als einziger Sprache und auf der geschickten Manipulation westlicher Schuldgefühle. Solange dieses System Bestand hat, bleibt echter Frieden im Nahen Osten eine Illusion – und die deutsche Politik macht sich durch ihr Wegschauen mitschuldig an dieser Tragödie.
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