
Niederlande geben geraubte Kolonialschätze an Nigeria zurück – Ein überfälliger Schritt mit bitterem Beigeschmack
Die Niederlande haben am vergangenen Samstag 119 historische Kunstgegenstände an Nigeria zurückgegeben, die vor über einem Jahrhundert von britischen Truppen geraubt worden waren. Die Zeremonie im Nationalmuseum von Lagos markiert zwar einen wichtigen Moment in der Aufarbeitung kolonialer Verbrechen, wirft aber gleichzeitig ein grelles Licht auf die anhaltende Heuchelei westlicher Staaten im Umgang mit ihrer blutigen Vergangenheit.
Die Benin-Bronzen: Zeugen kolonialer Plünderung
Bei den zurückgegebenen Artefakten handelt es sich um die berühmten Benin-Bronzen – kunstvolle Menschen- und Tierfiguren, Plaketten, königliche Insignien und eine historische Glocke. Diese Schätze wurden 1897 geraubt, als britische Truppen das Königreich Benin im heutigen Südnigeria überfielen, die königlichen Paläste plünderten und König Ovonramwen Nogbaisi ins Exil zwangen. Der Herrscher hatte versucht, die Unabhängigkeit seines Reiches und die Kontrolle über den lukrativen Handel mit Palmöl, Kautschuk und Elfenbein gegen den wachsenden britischen Druck zu verteidigen.
Die niederländische Regierung räumte in ihrer Pressemitteilung ein, dass diese Objekte "niemals in den Niederlanden hätten landen dürfen". Eine späte Einsicht, möchte man meinen, die erst nach über 125 Jahren zu konkreten Handlungen führte. Immerhin stelle diese Rückgabe die bisher größte physische Restitution von Benin-Artefakten an Nigeria dar.
Der lange Kampf um Gerechtigkeit
Nigeria intensivierte seine Forderungen nach Rückgabe der geraubten Kunstschätze im Jahr 2022, als die Nationale Kommission für Museen und Denkmäler (NCMM) formell Institutionen weltweit aufforderte, die geplünderten Artefakte zurückzugeben. Seitdem kamen die Dinge langsam in Bewegung: Im August 2022 kündigte das Horniman Museum and Gardens in London die Rückführung von 72 Benin-Bronzen an. Wenige Monate später folgte das Rhode Island School of Design Museum mit 31 Objekten, darunter das bedeutende Stück "Kopf eines Königs".
"Alles, was wir von der Welt verlangen, ist, uns mit Fairness, Würde und Respekt zu behandeln"
Diese Worte des NCMM-Generaldirektors Olugbile Holloway bei der Übergabezeremonie treffen den Kern der Sache. Die zurückgegebenen Artefakte seien "Verkörperungen des Geistes und der Identität der Menschen, denen sie genommen wurden". Eine simple Wahrheit, die westliche Museen über ein Jahrhundert lang ignorierten, während sie mit dem Leid anderer Völker ihre Sammlungen füllten und Profite generierten.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Während diese Rückgaben zweifellos zu begrüßen sind, bleiben sie doch nur symbolische Gesten angesichts des immensen kulturellen Raubes, den europäische Kolonialmächte begingen. Tausende afrikanische Kunstwerke befinden sich weiterhin in westlichen Museen, wo sie als exotische Kuriositäten präsentiert werden – entrissen aus ihrem kulturellen Kontext und ihrer spirituellen Bedeutung.
Andere afrikanische Länder verstärken ebenfalls den Druck auf westliche Institutionen. Im Januar 2024 gaben das British Museum und das Victoria and Albert Museum mehr als 30 königliche Schätze an Ghana zurück – allerdings nur als "Leihgabe" an das Manhyia Palace Museum. Ein Arrangement, das die grundsätzliche Arroganz westlicher Institutionen offenbart: Man "leiht" den rechtmäßigen Eigentümern ihr eigenes Kulturgut.
Besonders skurril mutet die Geste der Oxford University an, die im Juli 2023 196 Kühe an Maasai-Familien in Kenia und Tansania als "Kompensation" für vor über einem Jahrhundert geraubte Artefakte anbot. Als ob man jahrhundertealtes Unrecht mit Vieh wiedergutmachen könnte.
Die unbequeme Wahrheit hinter der Restitution
Die zögerliche Rückgabe kolonialer Raubkunst offenbart die tief verwurzelte Überheblichkeit des Westens. Jahrzehntelang wurden afrikanische Forderungen nach Restitution ignoriert oder mit fadenscheinigen Argumenten abgewehrt. Erst der wachsende internationale Druck und die zunehmende Bewusstwerdung der eigenen kolonialen Verbrechen zwingen europäische Staaten zum Handeln.
Doch selbst diese späten Gesten der Wiedergutmachung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der kulturelle und wirtschaftliche Schaden, den der Kolonialismus anrichtete, irreparabel ist. Die geraubten Kunstwerke repräsentieren nur die Spitze des Eisbergs einer systematischen Ausbeutung, die ganze Kontinente ihrer Ressourcen und ihrer Würde beraubte.
Die Rückgabe der Benin-Bronzen durch die Niederlande ist ein notwendiger, aber bei weitem nicht ausreichender Schritt. Wahre Gerechtigkeit würde bedeuten, nicht nur gestohlene Artefakte zurückzugeben, sondern auch die strukturellen Ungerechtigkeiten anzuerkennen und zu bekämpfen, die das koloniale Erbe bis heute perpetuiert. Solange westliche Museen weiterhin Millionen mit der Ausstellung geraubter Kunst verdienen und afrikanische Länder um jeden einzelnen ihrer kulturellen Schätze betteln müssen, bleibt die koloniale Mentalität lebendig.
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