
Trump-Korridor im Kaukasus: Wie die USA Russland und Iran aus ihrer Einflusssphäre drängen
Ein historisches Friedensabkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan markiert nicht nur das Ende eines jahrzehntelangen Konflikts, sondern läutet eine neue geopolitische Ära im Südkaukasus ein. Was als Friedensschluss daherkommt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als geschickter Schachzug Washingtons, um Moskau und Teheran aus einer ihrer letzten verbliebenen Einflussregionen zu verdrängen.
Der Preis des Friedens: Armeniens bittere Niederlage
Die Vorgeschichte dieses "Friedens" liest sich wie ein militärisches Trauerspiel für Armenien. In zwei verheerenden Kriegen 2020 und 2023 verlor das Land nicht nur die Kontrolle über Bergkarabach, sondern musste zusehen, wie über 100.000 ethnische Armenier aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Was Jahrzehnte lang als unlösbarer Territorialkonflikt galt, wurde kurzerhand mit Waffengewalt entschieden - zu Gunsten des ressourcenreichen Aserbaidschans.
Nun setzt Premierminister Nikol Paschinjan seine Unterschrift unter ein Abkommen, das vielen Armeniern wie eine Kapitulation vorkommen muss. Der Clou dabei: Der umstrittene Sangesur-Korridor, eine Transitverbindung durch armenisches Territorium zur aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan, soll nicht nur Realität werden - er erhält auch noch den pompösen Namen "Trump Route for International Peace and Prosperity".
Washingtons Meisterstück: Wirtschaftliche Dominanz statt militärischer Präsenz
Die USA haben aus den Fehlern ihrer Vergangenheit gelernt. Statt Truppen zu entsenden, sichern sie sich exklusive Entwicklungsrechte für ein multimodales Infrastrukturprojekt, das Eisenbahnlinien, Öl- und Gaspipelines sowie Glasfaserkabel umfasst. Ein genialer Schachzug, der Washington dauerhaft im Herzen des Südkaukasus verankert - ohne einen einzigen Soldaten stationieren zu müssen.
Die strategische Bedeutung kann kaum überschätzt werden: Der Korridor durchschneidet die armenische Provinz Sjunik - den einzigen Landweg zwischen Armenien und dem Iran. Damit rückt ein von den USA kontrollierter Handelsweg direkt an die iranische Nordgrenze.
Teherans Alptraum wird Realität
Für die Mullahs in Teheran muss diese Entwicklung wie ein geopolitischer Albtraum wirken. Nicht nur verlieren sie potenzielle Transitrouten, sie müssen auch zusehen, wie sich Aserbaidschan noch enger an westliche Sicherheitsstrukturen bindet. Die iranische Reaktion dürfte zwischen ohnmächtiger Wut und pragmatischer Anpassung schwanken - viel mehr Optionen bleiben dem zunehmend isolierten Regime nicht.
Besonders bitter: Der türkische Einfluss im Südkaukasus wächst parallel zur amerikanischen Präsenz. Ankara, seit jeher Bakus engster Verbündeter, könnte die seit 1993 geschlossene Grenze zu Armenien öffnen und sich als unverzichtbare Transitnation zwischen Zentralasien und Europa etablieren. Ein doppelter Gewinn für Erdogan, der geschickt zwischen allen Stühlen laviert.
Moskaus schwindender Einfluss: Das Ende einer Ära
Für Russland bedeutet das Abkommen nichts weniger als eine geopolitische Demütigung. Jahrzehntelang galt der Südkaukasus als Moskaus "natürlicher Hinterhof", gesichert durch militärische Präsenz und ein faktisches Vermittlungsmonopol. Diese Zeiten sind vorbei. Die OSZE-Minsk-Gruppe, einst das zentrale Verhandlungsformat unter russischer Führung, wurde sang- und klanglos aufgelöst.
Der Kreml muss hilflos zusehen, wie Armenien sich gen Westen orientiert und die Bindungen zur russisch dominierten OVKS lockert. Selbst das traditionell moskaufreundliche Aserbaidschan sucht pragmatisch neue Partner. Die Kontrolle über strategische Verkehrswege und Energieinfrastruktur - einst Russlands wichtigstes Druckmittel - geht verloren.
Energiepolitik als Machtinstrument
Der "Trump-Korridor" fügt sich nahtlos in Washingtons Strategie ein, Europa von russischen Energielieferungen zu entwöhnen. Aserbaidschan pumpt bereits Gas über die TANAP- und TAP-Pipelines nach Europa. Der neue Korridor könnte diese Ströme absichern und erweitern - ein weiterer Nagel im Sarg von Russlands Energiedominanz.
Für die Türkei bedeutet dies die Festigung ihrer Rolle als unverzichtbare Energie-Drehscheibe. Ein Hebel, den Ankara sowohl ökonomisch als auch politisch zu nutzen weiß. Washington wiederum verankert sich physisch in einer für Europas Energieversorgung essenziellen Verbindungslinie - eine Präsenz, die sich nicht durch diplomatische Kurswechsel rückgängig machen lässt.
Trumps Triumph: Friedensstifter oder Machtpolitiker?
Donald Trump inszeniert sich erwartungsgemäß als globaler Friedensstifter. Nobelpreis-Nominierungen aus Kambodscha und Israel schmücken bereits seine Vita, weitere dürften folgen. Doch hinter der pompösen Selbstdarstellung steckt knallhartes strategisches Kalkül.
Mit Blick auf das bevorstehende Treffen mit Putin in Alaska am 15. August kann Trump nun aus einer Position der Stärke verhandeln. Der "Trump-Korridor" demonstriert eindrucksvoll, dass die USA auch ohne militärische Intervention ihre Interessen durchsetzen können - eine Lektion, die in Moskau nicht unbemerkt bleiben wird.
Ein fragiler Frieden mit vielen Fragezeichen
Trotz der triumphalen Inszenierung im Weißen Haus bleiben die Risiken beträchtlich. In Armenien könnte die Opposition das Abkommen als Verrat deuten - ein Einfallstor für russische Destabilisierungsversuche. Moskau verfügt nach wie vor über ein Netzwerk aus prorussischen Parteien, Medien und NGOs, die Paschinjans Westorientierung torpedieren könnten.
Auch Bakus Forderung, Armenien solle verfassungsrechtliche Bezüge auf frühere Gebietsansprüche streichen, birgt Konfliktpotenzial. Ob Ankara tatsächlich die Grenze öffnet und ob Teheran das wachsende US-Einflussgebiet stillschweigend hinnimmt, bleibt abzuwarten.
Das Abkommen markiert weniger einen Schlusspunkt als einen geschickt gesetzten Zwischenakkord. Washington nutzte den perfekten Moment: Beide Konfliktparteien waren verhandlungsbereit, Russland durch den Ukraine-Krieg geschwächt, der Iran international isoliert. Ob der "Trump-Korridor" tatsächlich Frieden bringt oder nur die nächste Eskalation vorbereitet, wird die Zukunft zeigen. Eines steht jedoch fest: Die geopolitische Landkarte des Südkaukasus wurde neu gezeichnet - und diesmal hält Washington den Stift in der Hand.
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