
Trump-Regierung hält an Iran-Deal fest – während Israel und Teheran sich bekriegen
Während sich Israel und der Iran in einem eskalierenden Luftkrieg befinden, der bereits Hunderte Todesopfer gefordert hat, verkündet US-Verteidigungsminister Pete Hegseth, dass die Trump-Administration weiterhin an einem Atomabkommen mit Teheran festhalte. Diese Aussage wirft Fragen über die Kohärenz der amerikanischen Außenpolitik auf – und über die Erfolgsaussichten eines solchen Unterfangens inmitten brennender Trümmer.
Diplomatische Träumereien im Schatten der Bomben
„Natürlich", antwortete Hegseth auf Fox News' „Jesse Watters Primetime", als er gefragt wurde, ob Trump noch immer ein Nuklearabkommen mit dem Iran anstrebe. Man sei in der Region „defensiv aufgestellt", um aus einer Position der Stärke heraus einen Friedensdeal zu verfolgen. Diese Worte klingen wie aus einer anderen Welt, während israelische Kampfjets iranische Ziele bombardieren und Teheran mit Vergeltungsschlägen antwortet.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Über 220 Tote auf iranischer Seite, hauptsächlich Zivilisten, binnen fünf Tagen. Israel meldet 24 zivile Opfer. Der Nahe Osten, ohnehin seit dem Gaza-Krieg im Oktober 2023 ein Pulverfass, droht vollends zu explodieren.
Trumps widersprüchliche Signale
Besonders bizarr mutet Trumps Social-Media-Post an, in dem er zur sofortigen Evakuierung Teherans aufruft – angeblich wegen der iranischen Ablehnung eines Deals zur Eindämmung der Atomwaffenentwicklung. Gleichzeitig beteuert seine Administration, weiterhin auf Verhandlungen zu setzen. Diese Schizophrenie der amerikanischen Politik dürfte weder in Jerusalem noch in Teheran Vertrauen schaffen.
„Wir sind wachsam, wir sind vorbereitet, und wir haben von Anfang an konsequent kommuniziert, dass wir in der Region sind, um unsere Leute und unsere Vermögenswerte zu verteidigen"
So Hegseth weiter. Doch was bedeutet diese „defensive Haltung" konkret? Washington betont zwar, nicht an israelischen Angriffen auf den Iran beteiligt zu sein, warnt Teheran aber gleichzeitig davor, amerikanische Interessen anzugreifen. Ein Drahtseilakt, der jederzeit in eine direkte Konfrontation münden könnte.
Die nukleare Heuchelei des Nahen Ostens
Die Ironie der Situation ist kaum zu übersehen: Israel, das einzige Land im Nahen Osten mit einem vermuteten Atomwaffenarsenal und kein Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags, bombardiert den Iran wegen dessen angeblicher nuklearer Ambitionen. Teheran hingegen beharrt auf seinem Recht zur friedlichen Nutzung der Kernenergie als Vertragsstaat des NPT.
Diese Doppelmoral prägt seit Jahrzehnten die nahöstliche Sicherheitsarchitektur. Während Israel seine nukleare Zweideutigkeit pflegt – weder bestätigt noch dementiert es den Besitz von Atomwaffen –, wird der Iran für sein ziviles Atomprogramm international sanktioniert und militärisch bedroht.
Ein Deal ohne Partner?
Die entscheidende Frage bleibt: Mit wem genau will Trump verhandeln? Die iranische Führung dürfte nach den jüngsten Angriffen kaum zu Zugeständnissen bereit sein. Gleichzeitig wird Israel jeden Deal torpedieren, der dem Iran auch nur minimale nukleare Kapazitäten zugesteht. Und die arabischen Golfstaaten, traditionelle Verbündete Washingtons, beobachten mit wachsender Sorge, wie sich die Region immer weiter destabilisiert.
Die Trump-Administration scheint gefangen zwischen ihren eigenen widersprüchlichen Impulsen: einerseits der Wunsch nach einem prestigeträchtigen außenpolitischen Erfolg, andererseits die bedingungslose Unterstützung Israels. Diese Quadratur des Kreises dürfte kaum aufzulösen sein – schon gar nicht, während die Bomben fallen.
Die bittere Wahrheit ist: Solange Washington keine kohärente Nahost-Strategie entwickelt, die über reflexhafte Israel-Unterstützung und vage Friedensrhetorik hinausgeht, werden weitere Tote zu beklagen sein. Die Region braucht keine weiteren leeren Versprechungen, sondern eine ehrliche Vermittlung – oder zumindest das Eingeständnis, dass die USA längst Teil des Problems geworden sind.
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