
US-Finanzminister attackiert Fed: "Wie eingefroren am Steuer"
In einem bemerkenswert offenen Interview hat der neue US-Finanzminister Scott Bessent die Federal Reserve scharf für ihre zögerliche Zinspolitik kritisiert. Die Notenbanker würden "ein wenig eingefroren am Steuer" sitzen, so Bessent in einem ausführlichen Gespräch mit Bloomberg Television. Diese ungewöhnlich deutliche Kritik eines Kabinettsmitglieds an der unabhängigen Zentralbank dürfte in Washington für erhebliche Diskussionen sorgen.
Historisches Versagen der Fed
Besonders hart ging Bessent mit dem Versagen der Fed im Jahr 2022 ins Gericht. "Die Fed hat 2022 einen gigantischen Fehler gemacht", erklärte er unverblümt. Seine Sorge sei nun, dass die Notenbank, nachdem sie das amerikanische Volk bereits einmal im Stich gelassen habe, jetzt "auf ihre Füße starrt" anstatt vorausschauend zu agieren. Diese Kritik trifft den Kern der aktuellen geldpolitischen Debatte: Hat die Fed aus ihren Fehlern gelernt oder verharrt sie in einer Art Schockstarre?
Die verspätete Reaktion der Fed auf die steigende Inflation im Jahr 2022 gilt mittlerweile als einer der größten geldpolitischen Fehler der jüngeren Geschichte. Während die Preise explodierten und Millionen Amerikaner unter der Teuerung litten, hielt die Zentralbank noch monatelang an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Ein Fehler, der das Vertrauen in die Institution nachhaltig erschüttert hat.
Keine Änderung der Schuldenstrategie
Interessanterweise signalisierte Bessent gleichzeitig, dass das US-Finanzministerium seine aktuelle Strategie bei der Schuldenaufnahme nicht ändern werde. Eine Erhöhung der Ausgabe langfristiger Staatsanleihen sei bei den derzeitigen Renditen nicht sinnvoll. "Warum sollten wir das tun?", fragte er rhetorisch. Die zehnjährigen Treasury-Renditen lägen derzeit bei etwa 4,26 Prozent - deutlich über den Sätzen für kurzfristigere Papiere.
"Der richtige Zeitpunkt dafür wäre 2021, 2022 gewesen", so Bessent mit Blick auf die verpassten Chancen der Vergangenheit.
Diese Position ist bemerkenswert, hatte Bessent doch seine Vorgängerin Janet Yellen noch für ihre übermäßige Abhängigkeit von kurzfristigen Krediten kritisiert. Damals argumentierte er, diese Politik sei politisch motiviert gewesen, um die langfristigen Kreditkosten vor den Wahlen 2024 zu drücken. Nun, da er selbst im Amt ist, sieht er die Lage offenbar differenzierter.
Optimismus trotz Kritik
Trotz seiner harschen Kritik an der Fed zeigte sich Bessent optimistisch bezüglich der wirtschaftlichen Aussichten. Er erwarte, dass die Inflation weiter nachlasse und die Zinsen über alle Laufzeiten hinweg sinken würden. "Wenn wir sehen, wie die Inflation zurückgeht, denke ich, dass sich die gesamte Kurve parallel nach unten verschieben kann", erklärte er.
Auch die Auswirkungen der von Präsident Trump verhängten Zölle sieht Bessent gelassen. "Wir haben keine Inflation durch Zölle gesehen", betonte er. Solche Effekte seien "vorübergehend" und führten lediglich zu einer einmaligen Preisanpassung. Diese Einschätzung dürfte bei vielen Ökonomen auf Widerspruch stoßen, die vor den inflationären Folgen der massiven Zollerhöhungen warnen.
Die Nachfolge-Frage
Besonders brisant sind Bessents Äußerungen zur Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Die Diskussionen darüber seien bereits im Gange, verriet der Finanzminister. "Offensichtlich gibt es Leute, die derzeit bei der Fed sind und in Betracht gezogen werden", sagte er. Als möglicher Kandidat gilt Gouverneur Christopher Waller, ein Trump-Ernannter, der sich zuletzt für mögliche Zinssenkungen ausgesprochen hatte.
Spekulationen über sein eigenes Interesse am Fed-Vorsitz wies Bessent zurück. Er werde tun, was der Präsident wolle, habe aber bereits "den besten Job in DC". Diese diplomatische Antwort lässt dennoch Raum für Interpretationen.
Ein gefährliches Spiel mit der Unabhängigkeit
Bessents öffentliche Kritik an der Fed wirft grundsätzliche Fragen auf. Die Unabhängigkeit der Zentralbank gilt als einer der Grundpfeiler moderner Marktwirtschaften. Wenn Regierungsmitglieder beginnen, öffentlich Druck auf die Geldpolitik auszuüben, könnte dies das Vertrauen der Märkte erschüttern. Andererseits könnte man argumentieren, dass eine gewisse öffentliche Debatte über die Geldpolitik in einer Demokratie durchaus legitim sei - besonders nach den Fehlern der jüngeren Vergangenheit.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Fed sich von Bessents Kritik beeindrucken lässt oder ob sie ihren unabhängigen Kurs beibehält. Eines ist jedoch sicher: Die Beziehung zwischen Finanzministerium und Zentralbank dürfte unter der Trump-Administration deutlich spannungsgeladener werden als in den vergangenen Jahren. Für Anleger bedeutet dies zusätzliche Unsicherheit - ein Grund mehr, über eine Absicherung durch physische Edelmetalle nachzudenken, die von solchen politischen Turbulenzen weitgehend unberührt bleiben.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für seine Anlageentscheidungen. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.
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