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02.06.2025
14:36 Uhr

Wenn Frieden plötzlich rechts ist: Charly Hübners brillante Tolstoi-Inszenierung trifft den Nerv der Zeit

Was für eine Zeitenwende: Während die Bundesregierung Milliarden in die Aufrüstung pumpt und der Bellizismus salonfähig geworden ist, wagt es der Schauspieler Charly Hübner tatsächlich, nach dem Warum zu fragen. Seine Inszenierung von Tolstois "Krieg und Frieden" am Theater Magdeburg könnte aktueller kaum sein – und entlarvt dabei schonungslos die Absurdität unserer gegenwärtigen Debatten.

Die große Frage nach dem Warum

„Warum? Warum dieser Krieg?" – wenn Pierre Besuchow, Tolstois zerrissener Held, diese Frage stellt, hallt sie durch die Jahrhunderte bis in unsere Gegenwart. Der ehemalige „Polizeiruf"-Kommissar Hübner hätte sich für sein Regiedebüt wahrlich ein leichteres Stück aussuchen können. Doch gerade in Zeiten, in denen kritisches Hinterfragen militärischer Eskalation reflexartig in die rechte Ecke gestellt wird, braucht es solchen Mut.

Die vierstündige Inszenierung verzichtet wohltuend auf plumpe Aktualisierungen. Stattdessen lässt Hübner das Ensemble durch Tolstois Monumentalwerk tanzen – leichtfüßig trotz der schweren Thematik. Auf der von Alexandre Corazzola bewusst leergeräumten Bühne entfaltet sich ein Panoptikum militärischer Disziplin und gesellschaftlicher Konventionen, die ihre Wurzeln im Kriegerischen haben.

Zwischen Hippie-Hymne und Schlachtenbeschreibung

Besonders eindrücklich gelingt der Kontrast zwischen den friedlichen Momenten – wenn das Ensemble zu „Lucy in the Sky with Diamonds" tanzt – und den düsteren chorischen Passagen über das „ununterbrochene Morden" der Schlacht bei Borodino. Hübner verzichtet dabei auf die üblichen Kriegsbilder aus Film und Fernsehen. Er vertraut auf die Kraft des literarischen Wortes, und siehe da: Es wirkt eindringlicher als jede Videoinstallation.

„Das Geld kommt immer zurück, aber die Menschen kommen nie mehr zurück."

Diese resignative Erkenntnis des jungen Soldaten Anatol trifft ins Mark – gerade in Zeiten, in denen ein „Sondervermögen Bundeswehr" von 100 Milliarden Euro durchgewunken wird, als gäbe es kein Morgen.

Die Zeitenwende auf der Familienbühne

Genial ist der Rahmen, den Hübner und Dramaturg Bastian Lomsché der Tolstoi-Bearbeitung von Roland Schimmelpfennig geben: Eine eskalierende Familienfeier der Gegenwart, bei der die Fronten zwischen Pazifisten und Bellizisten quer durch die Verwandtschaft verlaufen. Da wird über die Brigade Litauen gestritten, über Rechts-Links-Verwirrungen debattiert und allen Ernstes die Frage aufgeworfen, ob man russischen Zupfkuchen noch so nennen dürfe.

Diese Szenen dürften vielen Zuschauern schmerzlich vertraut vorkommen. Wie oft erleben wir heute, dass friedenspolitische Positionen, die jahrzehntelang zum Grundkonsens der Bundesrepublik gehörten, plötzlich als „rechts" diffamiert werden? Wie absurd ist es, wenn ausgerechnet diejenigen, die vor militärischer Eskalation warnen, in die Nähe von Extremisten gerückt werden?

„Schießen ist jetzt woke, Frieden ist jetzt rechts"

Die Rap-Einlagen von Hendrik Bolz und Johannes Aue bringen es auf den Punkt: In der verdrehten Logik unserer Zeit gilt Aufrüstung als progressiv, während Friedenssehnsucht unter Generalverdacht steht. Man möchte den Verantwortlichen in Berlin zurufen: Habt ihr sie noch alle? Während die Ampel-Koalition das Land mit ihrer desaströsen Politik in den Abgrund führt, wird jeder, der nach diplomatischen Lösungen fragt, als Putin-Versteher gebrandmarkt.

Tolstois flammende „Rede gegen den Krieg" von 1909, die Hübner selbst aus einem kleinen Kofferradio spricht, klingt wie ein Appell an unsere Zeit. Der große Russe forderte die Menschen auf, sich nicht länger „knechtisch denen zu unterwerfen, die das gegenseitige Töten anordnen". Würde er heute leben, säße er vermutlich auf irgendeiner Watchlist.

Ein Theater, das sich traut

Es ist bezeichnend für den Zustand unserer Kulturlandschaft, dass solche „politisch nicht ganz korrekten Gegenwartsbefragungen", wie es im Original heißt, nur noch selten auf die Bühne kommen. Umso wichtiger ist Hübners mutiger Wurf. Während andernorts brave Betroffenheitstheater die immer gleichen Botschaften predigen, wagt sich Magdeburg in den „Schlachtennebel der Gegenwartsdebatten".

Am Ende steht die vage Hoffnung auf Versöhnung: „Grillen und Chillen statt Kriege und Siege". Doch die Frage bleibt: Wie lange noch werden wir zusehen, wie unsere politische Klasse das Land in immer neue Abenteuer stürzt? Wie lange noch gilt es als fortschrittlich, Waffen zu liefern statt Brücken zu bauen?

Hübners „Krieg und Frieden" ist mehr als nur gelungenes Theater. Es ist ein dringend notwendiger Weckruf in Zeiten, in denen die Kriegstrommeln wieder lauter schlagen. Ein kluger, ein gewichtiger, ein großer Abend – nicht nur für Magdeburg, sondern für alle, die noch den Mut haben, nach dem Warum zu fragen.

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