
Erdogan droht mit Militärschlag: Syriens Kurden im Fadenkreuz türkischer Machtpolitik
Die Lage in Syrien spitzt sich dramatisch zu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Mittwoch unmissverständlich klargestellt, dass die Türkei eine Zersplitterung Syriens nicht dulden werde. Seine Drohung richtet sich gegen die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), sollten diese sich nicht in die syrische Armee unter dem selbsternannten Präsidenten Ahmad al-Sharaa integrieren lassen.
Diplomatische Geduld am Ende?
In seiner Rede zur Wiedereröffnung des türkischen Parlaments ließ Erdogan keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit: "Wir haben alle diplomatischen Kanäle genutzt, sowohl um Syriens territoriale Integrität zu bewahren als auch um die Bildung einer terroristischen Struktur an unseren Grenzen zu verhindern." Doch seine Geduld scheint erschöpft. Mit bedrohlichem Unterton fügte er hinzu: "Wenn diplomatische Initiativen unbeantwortet bleiben, sind die türkische Politik und Position klar. Die Türkei wird kein Déjà-vu in Syrien zulassen."
Diese Worte sind mehr als nur rhetorische Drohgebärden. Die Türkei besetzt bereits große Gebiete im Norden Syriens und hat in der Vergangenheit wiederholt militärisch gegen die SDF agiert. Erdogan rechtfertigt dies mit der Notwendigkeit einer "Pufferzone" zum Schutz vor Angriffen der PKK, die Ankara als Terrororganisation einstuft.
Die prekäre Lage der Kurden
Die von den USA unterstützten SDF kontrollieren weite Teile des öl- und gasreichen Territoriums im Norden und Osten Syriens. Diese Gebiete verwalten sie unter dem Namen der Autonomen Verwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES). Für die kurdische Bevölkerung stellt dies einen historischen Erfolg dar - doch genau dieser könnte nun ihr Verhängnis werden.
Besonders brisant: Die SDF-Führung befürchtet, dass die Kurden ähnlichen Massakern ausgesetzt sein könnten wie die Alawiten an Syriens Küste, sollten sie ihre Waffen abgeben und sich als Einzelpersonen statt als geschlossene Einheiten unter kurdischem Kommando in die syrische Armee integrieren. Diese Befürchtungen sind keineswegs unbegründet, bedenkt man die jüngsten Gräueltaten in Syrien.
Militärische Eskalation bereits im Gange
Die Situation vor Ort verschärft sich zusehends. Laut dem Syrischen Observatorium für Menschenrechte (SOHR) wurden türkisch-orientierte Fraktionen innerhalb der syrischen Armee bereits aufgefordert, sich auf Operationen gegen die SDF vorzubereiten. Die Offensive soll sich auf Deir Hafer und das Gebiet um den Tishreen-Damm konzentrieren und nach Wünschen aus Damaskus nicht länger als eine Woche dauern.
In den vergangenen Tagen kam es zu einem massiven Truppenaufmarsch sowohl der syrischen Armee als auch der SDF an den Frontlinien im östlichen Aleppo. Mehr als zehn Artilleriegeschosse schlugen in der Umgebung des Tishreen-Damms ein. Die SDF hat Berichten zufolge Kamikaze-Drohnen, Raketenwerfer und weitreichende Artillerie in der Nähe einer örtlichen Zuckerfabrik stationiert.
Die fragwürdige Rolle der USA
Während sich die Lage zuspitzt, scheinen die USA ihre kurdischen Verbündeten im Stich zu lassen. Zwar patrouillieren US-Truppen weiterhin in der Region, doch ihre Unterstützung für die SDF scheint zu schwinden. Dies wirft die Frage auf, wie verlässlich westliche Sicherheitsgarantien tatsächlich sind - eine Frage, die auch für Deutschland und Europa von höchster Relevanz ist.
Die Türkei trainiert unterdessen Syriens neue, von Extremisten dominierte Armee. Berichten zufolge stellt Damaskus eine Streitmacht von 50.000 Mann zusammen, um Deir Ezzor und Raqqa von der SDF zu erobern. Erdogan warnte bereits im Mai, die SDF solle "aufhören zu zögern" und sich in die syrische Armee integrieren. Präsident Sharaa deutete an, die Türkei könne "militärisch handeln, wenn bis Dezember keine vollständige Integration erreicht wird".
Ein Pulverfass mit globalen Konsequenzen
Die drohende türkische Militäroperation gegen die Kurden in Syrien ist mehr als nur ein regionaler Konflikt. Sie zeigt einmal mehr, wie fragil die Ordnung im Nahen Osten ist und wie schnell vermeintliche Verbündete zu Feinden werden können. Für Deutschland und Europa bedeutet dies: Die Flüchtlingsströme könnten erneut anschwellen, sollte es zu einer großangelegten Offensive kommen.
Die Kurden, die maßgeblich zum Sieg über den IS beigetragen haben, stehen nun vor der bitteren Wahl: Entweder sie geben ihre hart erkämpfte Autonomie auf und riskieren Massaker, oder sie leisten Widerstand gegen eine übermächtige Allianz aus Türkei und der neuen syrischen Regierung. In beiden Fällen droht eine humanitäre Katastrophe, deren Auswirkungen bis nach Europa zu spüren sein werden.
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