
Gier frisst Hirn: Kleinanleger stürzen sich blind in den Markt-Rausch
Die Finanzmärkte erleben derzeit ein Déjà-vu der besonderen Art. Während sich professionelle Investoren noch zurückhaltend zeigten, haben Kleinanleger längst die Zügel übernommen und treiben die Märkte mit einer Mischung aus Gier und Naivität in schwindelerregende Höhen. Die Parallelen zu früheren Spekulationsblasen sind unübersehbar – und beunruhigend.
Optionshandel auf Steroiden
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Das Put-Call-Verhältnis beim SPY-ETF liegt bei mageren 0,79, was eine extreme Schieflage zugunsten von Call-Optionen offenbart. Kleinanleger setzen massiv auf steigende Kurse, als gäbe es kein Morgen. Besonders brisant: Trotz der nahenden Handelsgespräche am 9. Juli preist der Markt kaum Volatilität ein. Die Anleger scheinen in einem kollektiven Anfall von Realitätsverweigerung gefangen zu sein.
Die Gier konzentriert sich dabei besonders auf gehebelte Produkte. Der SOXL, ein dreifach gehebelter Halbleiter-ETF, verzeichnet ein groteskes Ungleichgewicht zwischen Call- und Put-Optionen. Ähnliche Muster zeigen sich bei anderen Hebelprodukten wie RETL (dreifach Einzelhandel) und DRN (dreifach Immobilien). Diese Instrumente sind nichts anderes als legalisiertes Glücksspiel – und die Kleinanleger können offenbar nicht genug davon bekommen.
Der HIMZ-Schock als Warnung
Wie gefährlich dieses Spiel ist, zeigte sich kürzlich beim gehebelten Einzelaktien-ETF HIMZ, der nach einer Unternehmensmeldung um satte 70 Prozent einbrach. Doch statt zur Besinnung zu kommen, interpretieren viele Anleger solche Rückschläge als günstige Kaufgelegenheiten. Die "Buy-the-Dip"-Mentalität hat sich zu einer Art religiösem Dogma entwickelt, bei dem fundamentale Analysen als überflüssig betrachtet werden.
"Die Abflachung der Volatilitätskurve konzentrierte sich hauptsächlich auf den vorderen Monat, was darauf hindeutet, dass es sich um positionsgetriebene FOMO-Käufe handelte" – so die nüchterne Analyse der CBOE.
FOMO – die Angst, etwas zu verpassen – treibt die Märkte. Über 70 Milliarden Dollar flossen allein in diesem Jahr in US-Aktien, wobei sich die Gelder auf hochvolatile Werte wie Palantir und MicroStrategy konzentrieren. Penny Stocks erleben eine Renaissance, angeheizt durch Social-Media-Hype und die Hoffnung auf schnelle Gewinne.
Die gefährliche 2020-Analogie
Besonders besorgniserregend ist die aktuelle Marktentwicklung im Vergleich zu 2020. Der Nasdaq zeichnet ein nahezu identisches Muster nach: Einbruch im März, anschließende Rallye. Doch während 2020 die Federal Reserve mit Nullzinsen und monatlichen 120-Milliarden-Dollar-Injektionen die Märkte stützte, fehlt heute jegliche geldpolitische Unterstützung.
Die Unterschiede könnten kaum größer sein: Damals waren Sportwetten verboten, Stimulus-Schecks flossen in die Taschen der Bürger, und die Fed druckte Geld, als gäbe es kein Morgen. Heute hingegen hält die Notenbank die Zinsen hoch, reduziert ihre Bilanz, und die fiskalische Unterstützung läuft aus. Trotzdem benimmt sich der Markt, als wären wir noch immer im Jahr 2020.
Profis springen auf den fahrenden Zug
Mittlerweile haben auch professionelle Investoren ihre Zurückhaltung aufgegeben und sich dem Kaufrausch angeschlossen. Diese späte Beteiligung der "Smart Money"-Fraktion ist historisch betrachtet oft ein Warnsignal für eine bevorstehende Korrektur. Wenn selbst die Profis der Gier verfallen, ist Vorsicht geboten.
Die Bewertungen sind astronomisch, die Wirtschaft schwächelt, und dennoch steigen die Kurse munter weiter. Vanguard verzeichnet einen Anstieg seines ETF-Marktanteils von 27 auf 37 Prozent – ein klares Zeichen dafür, dass Kleinanleger massiv in den Markt strömen. Die Zuflüsse in gehebelte Aktien-ETFs erreichten im Frühjahr ein Fünfjahreshoch.
Das dicke Ende kommt bestimmt
Die aktuelle Marktsituation erinnert fatal an frühere Spekulationsblasen. Die Gier hat die Oberhand gewonnen, Risiken werden ausgeblendet, und jeder Rücksetzer wird als Kaufgelegenheit interpretiert. Doch gehebelte ETFs leiden unter dem Zinseszinseffekt in volatilen Märkten, und spekulative Positionen können sich blitzschnell in Luft auflösen.
Die Warnsignale mehren sich. Es bedarf nur eines kleinen Funkens, um eine heftige Korrektur auszulösen – möglicherweise schon in der kommenden Woche. Wer jetzt noch blind der Herde folgt, könnte ein böses Erwachen erleben.
In Zeiten wie diesen zeigt sich einmal mehr die Weisheit physischer Edelmetalle als stabilisierender Anker im Portfolio. Während Papierwerte auf luftigen Bewertungen schweben, bieten Gold und Silber greifbare Sicherheit – frei von Hebeln, Derivaten und spekulativen Exzessen.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Jeder Anleger muss seine Investitionsentscheidungen selbst treffen und trägt die volle Verantwortung für sein Handeln. Wir empfehlen, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls professionellen Rat einzuholen.

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