
Irland wählt links: Connolly triumphiert bei historisch schwacher Wahlbeteiligung
Die irische Präsidentschaftswahl hat mit dem Sieg der linksgerichteten Catherine Connolly ein deutliches Zeichen gesetzt. Nach vorläufigen Ergebnissen konnte sich die 68-jährige unabhängige Kandidatin klar gegen ihre zentristische Kontrahentin Heather Humphreys von der Fine Gael durchsetzen. Was auf den ersten Blick wie ein demokratischer Erfolg aussehen mag, offenbart bei genauerer Betrachtung jedoch tiefe Risse in der irischen Gesellschaft.
Ein Sieg ohne echte Legitimation?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mit einer Wahlbeteiligung von teilweise unter 40 Prozent und erschreckenden 13 Prozent ungültigen Stimmen kann man kaum von einem repräsentativen Wahlergebnis sprechen. Viele Iren fühlten sich offenbar von keiner der beiden Kandidatinnen vertreten - ein Armutszeugnis für die politische Landschaft des Landes. Besonders brisant: Zahlreiche ungültige Stimmzettel trugen Botschaften gegen die Einwanderungspolitik oder Slogans wie "keine Demokratie".
Diese Protestwahl zeigt, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung sich vom politischen Establishment nicht mehr repräsentiert fühlt. Die Tatsache, dass fast die Hälfte der Wähler angab, weder Connolly noch Humphreys würden ihre Ansichten vertreten, sollte eigentlich Alarmglocken läuten lassen. Stattdessen feiert das linke Lager einen Pyrrhussieg.
Connollys problematische Positionen
Die neue Präsidentin vertritt Positionen, die durchaus kontrovers sind. Ihre entschieden pro-palästinensische Haltung, gepaart mit einer kritischen Einstellung gegenüber den USA und der EU, könnte Irlands internationale Beziehungen belasten. Besonders ihre Forderung nach strikter Neutralität und ihre Ablehnung höherer Verteidigungsausgaben wirken in Zeiten geopolitischer Spannungen naiv.
Zwar hat das irische Staatsoberhaupt hauptsächlich repräsentative Aufgaben, doch die symbolische Wirkung sollte nicht unterschätzt werden. Mit Connolly erhält Irland eine Präsidentin, die für eine Vereinigung mit Nordirland eintritt - ein Thema, das historisch betrachtet immer wieder zu Konflikten geführt hat.
Das Versagen der konservativen Kräfte
Besonders bitter ist diese Wahl für konservative Iren. Das völlige Fehlen rechtsgerichteter Kandidaten zeigt, wie sehr sich das politische Spektrum nach links verschoben hat. Prominente Persönlichkeiten wie der umstrittene MMA-Kämpfer Conor McGregor, Musiker Bob Geldof oder "Riverdance"-Star Michael Flatley hatten zwar Kandidaturen erwogen, traten aber letztlich nicht an. Diese Zurückhaltung rächt sich nun.
Der scheidende Präsident Michael Higgins hinterlässt nach zwei Amtszeiten ein gespaltenes Land. Mit 84 Jahren durfte er nicht erneut kandidieren - vielleicht ein Glücksfall, denn frischer Wind täte der irischen Politik gut. Allerdings weht dieser Wind nun eindeutig von links.
Ein Weckruf für Europa?
Die irische Wahl sollte auch für andere europäische Länder ein Warnsignal sein. Wenn sich große Teile der Bevölkerung nicht mehr vom politischen Angebot repräsentiert fühlen, suchen sie nach Alternativen - oder verweigern sich ganz. Die hohe Zahl ungültiger Stimmen und die niedrige Wahlbeteiligung sind Symptome einer tiefer liegenden Krise der repräsentativen Demokratie.
Während Humphreys ihrer Rivalin gratulierte und betonte, Connolly werde "eine Präsidentin für uns alle sein", bleibt abzuwarten, ob die neue Amtsinhaberin tatsächlich die Gräben in der irischen Gesellschaft überwinden kann. Ihre politischen Positionen lassen eher das Gegenteil vermuten. Irland hat gewählt - aber ob es die richtige Wahl war, wird erst die Zukunft zeigen.
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