
Vonovia biedert sich bei der Bundeswehr an: Wenn Deutschlands Wohnungsnot zur Sicherheitsfrage wird
Es ist schon bemerkenswert, wie geschickt sich Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia ins Spiel bringt, wenn es um lukrative Staatsaufträge geht. Konzernchef Rolf Buch wittert offenbar das große Geschäft und präsentiert sich als Retter in der Not: "Wenn man uns fragt, sind wir behilflich", tönt er vollmundig. Die Bundeswehr brauche schließlich Unterkünfte für ihre wachsende Truppe – und wer könnte das besser bewerkstelligen als der Immobilienriese aus Bochum?
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von derzeit 183.000 Soldaten soll die Bundeswehr auf mindestens 260.000 Mann aufgestockt werden. Das sind fast 80.000 zusätzliche Uniformträger, die irgendwo untergebracht werden müssen. Buch hat natürlich recht, wenn er sagt, dass ein Arbeitsplatz 400 Kilometer entfernt von der Familie "kein besonders attraktives Angebot" sei. Doch stellt sich die Frage: Warum hat die Politik dieses Problem nicht längst auf dem Schirm gehabt?
Der "Werkswohnungsbau 2.0" – oder wie man aus der Not eine Tugend macht
Vonovia verkauft seine Initiative als modernen "Werkswohnungsbau 2.0". Ein schicker Begriff für ein altes Konzept. Früher bauten Unternehmen Wohnungen für ihre Arbeiter – heute soll ein börsennotierter Konzern die Unterbringung unserer Soldaten übernehmen. Man könnte fast meinen, die Privatisierung staatlicher Aufgaben kenne keine Grenzen mehr.
Besonders pikant: Vonovia hat bereits Erfahrung mit Bundeswehr-Immobilien, wie Buch betont. Der Konzern habe schon früher Bestände vom Bund übernommen. Was er verschweigt: Diese Übernahmen waren oft genug Schnäppchen für den Konzern und ein schlechtes Geschäft für den Steuerzahler. Nun will man also den nächsten großen Coup landen.
Die wahren Probleme des deutschen Wohnungsmarktes
Während Buch von einem "Aufbruch" in der Immobilienbranche spricht, sieht die Realität für Millionen Deutsche düster aus. Die Baukosten seien auf über 5.000 Euro pro Quadratmeter gestiegen, klagt der Vonovia-Chef. Sie müssten auf unter 3.500 Euro sinken, damit wieder bezahlbare Mieten möglich seien. Doch wer trägt die Verantwortung für diese Explosion der Baukosten?
Ein erheblicher Teil geht auf das Konto überbordender Regulierungen und ideologiegetriebener Bauvorschriften. Energiestandards, die ins Absurde gesteigert wurden, Bürokratie ohne Ende und eine Politik, die mehr auf Klimaneutralität als auf bezahlbaren Wohnraum setzt. Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hat zwar einen "Bauturbo" versprochen, doch die Skepsis ist berechtigt. Zu oft haben wir erlebt, wie vollmundige Ankündigungen in der Realität verpufften.
500 Milliarden für Infrastruktur – aber wo bleibt der Wohnungsbau?
Buchs Rechnung ist ernüchternd: Die von der Bundesregierung geplanten 500 Milliarden Euro für Infrastruktur in den kommenden zwölf Jahren mögen beeindruckend klingen. Doch allein der Bau von jährlich 320.000 neuen Wohnungen würde 100 Milliarden Euro pro Jahr verschlingen. Das sind 1,2 Billionen Euro in zwölf Jahren – mehr als das Doppelte der Infrastruktur-Investitionen.
Hier offenbart sich das ganze Dilemma der deutschen Politik: Man verspricht Klimaneutralität bis 2045, verankert sie sogar im Grundgesetz und bürdet künftigen Generationen gigantische Schulden auf. Gleichzeitig fehlt das Geld für die elementarsten Bedürfnisse der Bürger – bezahlbaren Wohnraum. Friedrich Merz hatte versprochen, keine neuen Schulden zu machen. Doch mit einem 500-Milliarden-Sondervermögen macht er genau das Gegenteil. Die Inflation wird weiter steigen, die Bürger werden die Zeche zahlen.
Die politische Dimension der Wohnungsnot
Buch warnt eindringlich: "Wenn die Wohnungsnot ungelöst bleibt, profitieren vor allem die politischen Ränder davon." Eine bemerkenswerte Aussage, die zeigt, wie sehr die etablierte Politik und die Wirtschaftselite die Zeichen der Zeit erkannt haben. Die Wohnungsnot werde bei den nächsten Wahlen eines der wichtigsten Themen sein, prophezeit der Vonovia-Chef.
Tatsächlich ist die Wohnungsmisere längst zu einem sozialen Sprengstoff geworden. Junge Familien finden keine bezahlbaren Wohnungen mehr, Rentner können sich ihre Mieten nicht mehr leisten, und die Mittelschicht wird zwischen steigenden Wohnkosten und wachsender Abgabenlast zerrieben. Kein Wunder, dass immer mehr Bürger ihr Vertrauen in die etablierten Parteien verlieren.
Vonovia plant 3.000 neue Wohnungen – ein Tropfen auf den heißen Stein
Nach zwei Jahren Baupause will Vonovia nun wieder durchstarten. 3.000 neue Wohnungen sollen 2025 entstehen. Bei einem Bedarf von 320.000 Wohnungen jährlich ist das nicht einmal ein Prozent. Der Konzern besitze zwar Grundstücke für bis zu 70.000 Wohnungen, doch die Finanzierung sei schwierig, klagt Buch. Die Beschaffung von Eigenkapital sei aufgrund des Aktienkurses zu teuer.
Hier zeigt sich die ganze Absurdität des deutschen Wohnungsmarktes: Ein börsennotierter Konzern, der primär seinen Aktionären verpflichtet ist, soll die Wohnungsnot lösen. Gleichzeitig beklagt er sich über zu niedrige Aktienkurse und zu hohe Finanzierungskosten. Am Ende zahlt der Mieter die Zeche – oder der Steuerzahler, wenn es um Soldatenwohnungen geht.
Die Idee, dass Vonovia die Unterbringung der Bundeswehr übernehmen könnte, mag auf den ersten Blick pragmatisch erscheinen. Doch sie offenbart ein tieferliegendes Problem: Der Staat zieht sich immer weiter aus seiner Verantwortung zurück und überlässt elementare Aufgaben privaten Konzernen. Was kommt als nächstes? Soll Vonovia auch gleich die Kasernen betreiben?
Deutschland braucht keine neuen Geschäftsmodelle für Immobilienkonzerne, sondern eine grundlegende Wende in der Wohnungspolitik. Weniger Regulierung, mehr Eigentumsförderung und vor allem: Ein Ende der ideologiegetriebenen Baupolitik, die Wohnen zum Luxusgut macht. Solange das nicht geschieht, werden wir weiter über Wohnungsnot diskutieren – während findige Konzernchefs neue Wege suchen, aus der Misere Profit zu schlagen.
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