
Putins Propaganda-Spektakel: Vietnam triumphiert bei Russlands ESC-Alternative
Während Europa beim Eurovision Song Contest die Vielfalt der Kulturen feiert, inszenierte Moskau am Samstagabend sein eigenes musikalisches Gegenprogramm. Mit pompösen Worten über "traditionelle Werte" und "Respekt für unterschiedliche Kulturen" eröffnete Kremlchef Wladimir Putin per Videobotschaft die Intervision – eine Veranstaltung, die mehr nach politischer Propaganda als nach unpolitischem Musikwettbewerb riecht.
Der vietnamesische Sänger Duc Phuc konnte sich am Ende gegen die Konkurrenz aus über 20 Staaten durchsetzen. Ein Sieg, der vermutlich weniger mit musikalischer Exzellenz als mit geopolitischen Kalkulationen zu tun haben dürfte. Schließlich ist Vietnam ein wichtiger Partner im asiatischen Raum für das international zunehmend isolierte Russland.
Geschichtsträchtige Wiederbelebung mit bitterem Beigeschmack
Die Intervision ist keine Neuerfindung Putins. Bereits zu Sowjetzeiten diente der Wettbewerb als östliches Pendant zum westlichen Eurovision Song Contest. Dass Putin ausgerechnet im Februar die Wiederbelebung anordnete – just zu einer Zeit, als Russlands Ausschluss vom ESC wegen des Ukraine-Krieges feststand – spricht Bände über die wahren Beweggründe dieser Veranstaltung.
Die Moderatoren des russischen Staatssenders Perwy Kanal jubelten vollmundig vom "Beginn einer neuen Ära". Eine Ära, in der sich autokratische Regime ihre eigenen kulturellen Spielwiesen schaffen, wenn sie von der internationalen Gemeinschaft ausgeschlossen werden? Die Parallelen zur sowjetischen Abschottungspolitik sind unübersehbar.
Peinlicher Rückzieher der USA offenbart politischen Druck
Besonders aufschlussreich war das Chaos um die amerikanische Teilnahme. Die australische Popsängerin Vasiliki Karagiorgos, die für die USA antreten sollte, sagte in letzter Minute ab. Die Organisatoren sprachen von "beispiellosem politischem Druck durch die australische Regierung" – eine Formulierung, die zeigt, wie sehr dieser vermeintliche Musikwettbewerb zum geopolitischen Minenfeld geworden ist.
Dass dennoch Joe Lynn Turner, ehemaliges Mitglied von Deep Purple, als Jurymitglied fungierte, wirft Fragen auf. Offenbar gibt es auch im Westen Künstler, die bereit sind, sich vor Putins Propagandakarren spannen zu lassen.
Shamans theatralischer Verzicht – Gastfreundschaft oder Kalkül?
Der russische Sänger Shaman, bekannt für seine nationalistischen Konzerte, lieferte den vielleicht bizarrsten Moment des Abends. Nach seinem Auftritt bat er die Jury, ihn außer Konkurrenz antreten zu lassen. Seine Begründung: "Gastfreundschaft ist ein unabdingbarer Teil der russischen Seele" und das "Gesetz der Gastfreundschaft" gestehe ihm kein Recht auf den Sieg zu.
Eine rührende Geste? Wohl kaum. Vielmehr dürfte es sich um eine sorgfältig inszenierte Show handeln, die Russland als großzügigen Gastgeber präsentieren sollte – während das Land gleichzeitig einen brutalen Angriffskrieg gegen seinen Nachbarn führt.
Die Teilnehmerliste spricht Bände
Ein Blick auf die Teilnehmerliste offenbart das wahre Gesicht der Intervision: Neben ehemaligen Sowjetrepubliken wie Usbekistan und Kasachstan, die wirtschaftlich von Moskau abhängig sind, fanden sich Länder wie China, Brasilien und Saudi-Arabien – allesamt Staaten, die ihre eigenen Probleme mit westlichen Demokratien haben.
Dass kein einziges EU-Land seine Teilnahme ankündigte, überrascht nicht. Wer möchte schon bei einer Veranstaltung auftreten, die offensichtlich dazu dient, Russlands internationale Isolation zu kaschieren?
Saudi-Arabien als nächster Gastgeber – die Achse der Autokraten formiert sich
Die Ankündigung, dass die nächste Intervision 2026 in Saudi-Arabien stattfinden soll, passt ins Bild. Von einem Land, das Journalisten ermorden lässt, zu einem anderen, das Oppositionelle vergiftet – die Intervision wird zur Wanderausstellung der Despoten.
Während der echte Eurovision Song Contest trotz aller Kritik für Völkerverständigung und kulturellen Austausch steht, ist die Intervision nichts weiter als ein durchsichtiger Versuch, eine Parallelwelt zu schaffen. Eine Welt, in der "traditionelle Werte" als Codewort für Unterdrückung dienen und "Respekt für unterschiedliche Kulturen" bedeutet, dass man Autokraten nicht kritisieren darf.
Die etwa vier Stunden lange Show mag ihre Zuschauer unterhalten haben. Doch der fade Nachgeschmack bleibt: Hier wurde Kultur zur politischen Waffe gemacht. Und während alle Teilnehmer am Ende gemeinsam "A Million Voices" sangen, blieb die eine Stimme stumm, die in Russland am meisten fehlt – die Stimme der Freiheit.
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